Mordsand by Romy Fölck
Autor:Romy Fölck [Fölck, Romy]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2021-01-08T11:50:06+00:00
Kapitel 17
So schön der Hamburger Stadtteil Eimsbüttel mit seinen Villenvierteln und gediegenen Altbauten, Grünflächen, Kneipen und seiner ansehnlichen Stadtteilkultur war, so nervtötend war die Parkplatzsuche am Abend. Frida drehte ein paar Runden in der Umgebung von Torbens Wohnung am Eimsbütteler Park, aber kurz vor neun war hier alles dicht. SchlieÃlich parkte sie mit einem Rad auf einem Sandhaufen, der neben einer Baustelle abgekippt, aber nicht abgesperrt worden war. Morgen musste sie ohnehin sehr früh los und würde den Bauarbeitern nur noch ihre Reifenprofile hinterlassen.
Sie war müde, hungrig und völlig verdreckt. Ihre Jeans würde sie sofort bei Torben in die Waschmaschine stecken. Zum Glück hatte sie bei ihm ein paar Wechselklamotten deponiert. Vielleicht konnte sie mit ihm ein Bad nehmen. Dazu ein Glas Wein, Musik von Zaz und endlich wieder Zweisamkeit und Sex.
Es war immer noch komisch, seine Wohnung zu betreten, ohne vorher zu klingeln. Aber Torben bestand darauf, dass sie sich bei ihm wie zu Hause fühlte. Sie schloss die Tür, legte den Schlüssel ab und hielt in der Bewegung inne.
Die dunkle Stimme von Jessica Gall wehte ihr aus dem Wohnzimmer entgegen. Aber nicht die Musik verwirrte Frida, sondern das Gelächter, was diese übertönte. Torbens Lachen, dann das einer Frau.
Frida blieb stehen, zog ihr Smartphone aus der Tasche, aber Torben hatte auf ihre Nachricht, dass sie sich verspätete, nicht geantwortet. Nein, er hatte sie noch nicht einmal gelesen. Wer saà dort in seinem Wohnzimmer? Das Lachen wurde lauter, perlte warm und sinnlich über den Dielenboden zu ihr an die Tür. Es war ein vertrautes Lachen, wie es Menschen nur teilten, wenn sie sich nahestanden.
Sollte sie einfach wieder gehen? Niemand hatte bemerkt, dass sie gekommen war. Sie würgte ihren Ãrger herunter. Schwachsinnig, ja gerade kindisch, sich davonzustehlen.
Aber wollte sie wirklich so verschwitzt, nass und dreckig ins Wohnzimmer gehen? Sie straffte die Schultern und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Ganz sicher musste sie sich nicht dafür entschuldigen, wie sie nach einem Tag im Wald aussah.
Jessica Gall sang von brechenden Wellen, als Frida mit dem Handknöchel an den Türrahmen klopfte. Torben und eine blonde Frau saÃen auf der Couch und beugten sich über ein Buch, in dem sie blätterte. Er hatte seinen Arm auf ihrem Rücken liegen. Sie kugelten sich vor Lachen.
Eifersucht schnitt wie ein scharfes Messerblatt in ihre Eingeweide. Frida wich zurück, aber Torben hatte sie gesehen. Sie rannte zur Tür, wo ihre Schuhe lagen. Tränen schossen in ihre Augen, sie wischte sie weg, bevor er sie sehen konnte. Sie versuchte, einen Schuh anzuziehen, als er bei ihr war.
»Wo willst du hin?« Er griff nach ihrem Arm, sie schüttelte ihn wütend ab. Am liebsten hätte sie den Schuh in den hohen Spiegel neben ihr geworfen, damit der Schmerz in ihrem Inneren sich endlich neutralisierte. Die Tränen kamen, und sie hörte selbst, dass ihre Tonlage verrutschte, als sie ihn anblaffte. »Hier störe ich ja wohl!«
Torben setzte seinen verletzlichen Welpenblick auf. Seine Augen schienen die Härte ihrer Worte nicht zu verstehen. »Warum denn?«
Frida konnte nichts mehr sagen. Sie wollte nur noch weg und ihm nicht offen ins Gesicht flennen.
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