Mordalpen by Walter Sohler

Mordalpen by Walter Sohler

Autor:Walter Sohler [Sohler, Walter]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2014-05-19T22:00:00+00:00


Verübt der Landwirt einen Mord,

schaufelt er Löcher im Akkord.

X. Das Schreien der Kühe

Grauenhaft: Warum es in Rinderställen zumal zu albtraumhaften Szenen kommen kann und wie Gewitter für Erleuchtung sorgen

»Jetzt schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.« Simon ist sich sicher, in wenigen Augenblicken zwei Bauern auf einmal anzutreffen, um Dallapozzas Wegstrecke nachzeichnen zu können. Als Hilmer und er aber vor Giovannis Bauernhof ankommen, ist schon wieder niemand zu sehen. Einzige Ausnahme bilden die Hennen, die hinter einem – nicht einmal den bescheuertsten Fuchs von einem Raubversuch abhaltenden – Maschendrahtverhau direkt vor dem Bauernhaus ihre Körner picken. Daneben glaubt ein Hahn etwa alle eineinhalb Minuten mit einem lautstarken Kikeriki den Anbruch des Tages ankündigen zu müssen. Der natürliche Biorhythmus des Vogels scheint ordentlich hinüber.

Idyllisch. Einfach. Rustikal. Auf der rechten Seite des Balkons ist ein leicht verwittertes Schild mit der Aufschrift ›Tannhof‹ montiert. Keine Blumenkästen, auch sonst kaum Schmuck. Keinerlei Behübschung, keinerlei Schnickschnack. Neben dem Wohnhaus wurde ein eingezäunter Garten angelegt. Die Beete sind leer. Außer ein paar alten Schnittlauchpflanzen, die offensichtlich auch durch Nichtbeachtung nicht umzubringen sind, gedeiht nur eine Handvoll Unkraut. Trotzdem wirkt alles ordentlich auf diesem Hof. Ein Auto aber fehlt, wieder nur ein vereinsamter Traktor, dessen Fahrerhaus versperrt ist. Für die beiden Beamten wirkt dieses Szenario beinah wie ein Déjà-vu: Diesmal gibt es aber eine Klingel an der Haustür.

Helmer läutet, niemand öffnet. Sie blickt durch ein Fenster in das Bauernhaus. Hinter einem kleinen Guckloch, kaum größer als eine Schießscharte, ist ein finsterer Hausgang zu erahnen. Viel altes Holz, eine Bank, unter der nebeneinander, fein säuberlich, ein paar Paar Schuhe aufgestellt sind. Schön in einer Reihe, angetreten wie zum Rapport. Auf der rechten Seite erblickt sie eine Holzstiege, die in das Obergeschoss führt. Hinter einem zweiten, bedeutend größeren Fenster ist die Küche zu erkennen. Ein rot-weiß gemusterter Vorhang ist halb zugezogen, vielleicht hat die Sonne den Bauern geblendet. Dahinter ein großer Raum. Direkt vor dem Fenster steht offensichtlich vor einer Eckbank ein langer Tisch aus hellbraunem Holz und ein zwei, nein, drei Sessel. Gegenüber ein moderner Küchenblock aus Nirosta mit Elektroherd, Dunstabzug und einer übergroßen Kühl-Gefrier-Kombination. Hilmer erblickt noch eine alte, wirklich alte, Küchenkredenz sowie einen dunkelgrünen Kachelofen mit einer Bank davor. Alles leer, niemand ist zu sehen. Alles sieht sauber aus, nur auf dem Tisch erkennt Hilmer eine geöffnete Bonboniere, ein Schneidbrett, eine alte, mit buntem Blumenmuster und dem Namen Fiona bemalte Kaffeetasse. Daneben liegt ein schmutziges, kariertes Geschirrtuch, das halb das Keyboard eines aufgeklappten Notebooks verdeckt. Die Inspektorin kann sich nicht entscheiden, ob diese Flecken auf dem Tuch von Dreck oder Schokolade herrühren. Sicher ist jedoch, dass der Bauer damit weniger sein Geschirr abgetrocknet, sondern eher seine Hände abgewischt haben muss. Der Monitor des Notebooks ist schwarz.

Simon geht zum Stall, findet heute keine Frau vor. Die Stalltür ist angelehnt. Langsam macht er sie weiter auf. Quietschen. Der Stall wirkt sauber, sensationell sauber sogar. Ein leichter, keineswegs penetranter Mistgeruch liegt in der Luft. Gut gelüftet. Alles wurde geputzt. Herausgeputzt. Als ob diese Räumlichkeiten demnächst als Schauplatz für eine landwirtschaftliche Ausstellung dienen würden.



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