Mord mit Marzipan by Mehler Jutta

Mord mit Marzipan by Mehler Jutta

Autor:Mehler, Jutta [Mehler, Jutta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863588557
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-08-19T16:00:00+00:00


Als sie wenig später zu Sterns Haus kam, registrierte sie, dass im Erdgeschoss sämtliche Fenster offen standen.

Von drinnen war ein Scharren und Klappern zu hören.

Bernhard Stern schien tatsächlich ziemlich beschäftigt zu sein. Nach kurzem Zögern entschied sie, Sterns Aktivitäten später nachzugehen, und eilte weiter.

Gleich darauf drückte sie kräftig auf den Klingelknopf am Hauser’schen Gartentor.

Nichts rührte sich.

Verdammt!

Sie versuchte es erneut. Wieder ohne Erfolg.

»Verdammt und zugenäht!« Ella Hauser war doch nicht berufstätig. Wo steckte sie denn? Friseur? Zahnarzt? Einkäufe machen?

Wo auch immer, zu Hause war sie nicht. Hilde würde unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen. Wütend versetzte sie dem Torflügel einen Tritt.

Davon sprang er auf.

Offenbar war das Schloss nicht richtig eingerastet gewesen.

Hilde warf einen prüfenden Blick in die Runde, taxierte das Wohnhaus, das verlassen wirkte, dann drang sie unverfroren in den Garten vor.

Es schien ihr offensichtlich, dass die Hausers von Zeit zu Zeit einen Gärtner beschäftigten, denn die Büsche waren professionell in Form geschnitten, der Rasen wies weder Löwenzahn noch Gänseblümchen auf, das Wasser in dem kleinen Gartenteich war von keiner einzigen Algenschliere getrübt.

Auf einem gepflasterten Karree neben dem Teich sah sie eine Sitzgruppe aus Kunststoffgeflecht. Eine dieser Lounge-Garnituren, wie man sie seit einigen Jahren in vielen Gärten fand. Die Sessel standen im Schatten einer alten Linde, und hinter dem Stamm lugte ein Gartenhaus hervor. Es befand sich nahe der Grenze zum Nachbargrundstück, hatte rot karierte Vorhänge an den Fenstern und besaß vor der Eingangstür eine kleine Veranda.

Hilde eilte auf die Laube zu, überquerte die Veranda und legte die Hand auf die Türklinke.

Abgeschlossen! Schade. Sie hätte sich gern ein wenig darin umgesehen. Konnte man nicht manchmal an den unwahrscheinlichsten Orten fündig werden?

Hilde spähte zum Wohnhaus hinüber, das nach wie vor zugeknöpft aussah, und fragte sich, ob die Hausers den Schlüssel für die Laube dort aufbewahrten und ihn immer mitnahmen, wenn sie ins Gartenhaus wollten.

Das wäre aber recht umständlich, fand sie. Ich würde ihn neun von zehn Mal vergessen.

Konnte man davon ausgehen, dass die Hausers ebenso schusslig waren wie sie? Warum nicht? Zweckmäßig würde es also sein, hier einen Zweitschlüssel zu deponieren.

Sie fand ihn unter einer losen Verandadiele.

Als sie den einzigen Raum des Häuschens betrat, hätte sie beinahe einen Jubelschrei ausgestoßen. Das Gartenhaus schien Daniels Reich zu sein. Eine Stereoanlage dominierte das Zimmer. CDs lagen herum, Zeitschriften mit Titeln wie »PC World« und »Computer Shopper«, angebrochene Chipstüten, ein paar Schokoriegel. Ein halb voller Aschenbecher stand auf dem Tischchen vor einem Sofa aus Großmutters Zeiten.

Das Beste aber war ein blumenbedruckter Seidenschal, der über der Sofalehne hing. Einen ganz ähnlichen hatte Hilde erst vor einer halben Stunde in der Polizeidienststelle gesehen. Auf den Fotos von Hannis Leiche im Bojengarten. Hanni schien eine Vorliebe für solche Schals gehabt zu haben.

Und den hier hat sie wohl bei einem Schäferstündchen mit Daniel vergessen, dachte Hilde. Daniel ist der Kindsvater, und in dieser Laube ist es gezeugt worden. Aber er wollte es nicht leben lassen. Das Kind nicht und die Mutter ebenso wenig. Daniel wollte Firmenchef von Immo-Hauser werden, mit der Tochter eines Abgeordneten an seiner Seite. Diesen Traum hätten Hanni und das Kind platzen lassen können.



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