Mord im OP. Kriminalroman by Claire Rayner

Mord im OP. Kriminalroman by Claire Rayner

Autor:Claire Rayner [Rayner, Claire]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105617540
Herausgeber: FISCHER Digital


8

Es scheint ihm Spaß zu machen, dachte Lucy, während sie Spain genau beobachtete. Er zieht an den Fäden, und wir müssen uns abstrampeln, wie die Marionetten, nur, daß er uns zum Reden bringt, statt uns tanzen zu lassen.

Als sie dann sah, wie sich Hickson wand und drehte, um zu erklären, warum er sich, als der Seemann operiert wurde, in den OPs aufgehalten habe, da empfand sie Spains lässiges, weltmännisches Gehabe plötzlich als sehr bedrohlich, und sie flüchtete sich näher an Barneys beruhigenden, massiven Körper. Erschrocken über ihre eigene Reaktion, entfernte sie sich schnell wieder einen Schritt von ihm und faltete brav die Hände vor ihrer Schürze.

Auch Barney fühlte sich abgestoßen. Die glatte Art, in der Spain mit dieser Ansammlung schwieriger Leute umging, gefiel ihm nicht, genausowenig wie das Unbeteiligtsein, das Travers zur Schau stellte, während er seinen Bleistift über die Seiten seines Stenoblocks flitzen ließ. Aber schließlich gewann Barneys Interesse an dem Geschehen die Oberhand über sein Unbehagen, und er hörte gespannt zu.

Plötzlich schwiegen alle. Spain wandte sich an Travers und streckte seine Hand nach dem Notizblock aus. Während er die mit Schnörkeln bedeckten Seiten überflog und Travers ihm dabei über die Schulter blickte, entstand ein Knistern und Räuspern unter den Krankenhausleuten, aber niemand sagte ein Wort, und jeder mied den Blick des anderen. Selbst Sir James schien aus der Fassung gebracht; finster vor sich hinbrütend, lehnte er gegen die verkohlte Wand.

»Nun gut.« Bei Spains Worten schraken alle hoch. »Ich denke, ich sehe schon ein wenig klarer. Wohlgemerkt nur ein wenig, aber immerhin genug, um auseinanderzuhalten, was hier Fakten sind und was Vermutungen. Nun, sehen wir uns einmal an, was wir vor uns haben!«

Er setzte sich auf die Überreste des Safes und strahlte in die Runde. »Ich weiß, daß dieser Ort hier nicht gerade anheimelnd ist, aber wenn Sie mich unterstützen, dann werde ich Sie alle so schnell wie möglich zu Ihren wichtigen Ämtern zurückkehren lassen. Nun. Seit gestern morgen scheinen in zwei Bereichen dieses Krankenhauses Dinge vorgegangen zu sein, die etwas - nun, sagen wir - überraschend waren. Zunächst in den OPs, in den OPs des Privatflügels. Dort starben zwei Patienten.

Der erste Patient starb an seiner Narkose. Davon können wir mit ziemlicher Sicherheit ausgehen, auch wenn uns die Ergebnisse der Obduktion noch nicht vorliegen. Unangenehme Sache, diese Obduktionen!« Er schüttelte sich mit theatralischer Geste. »Wirklich unangenehm. Nun, der Arzt, der die Narkose gegeben hat, erzählt uns, daß er glaubt, der Patient wurde ermordet. Er kann uns nicht sagen, wie oder warum oder irgend etwas Nettes und Solides in der Richtung, nichts dergleichen, lediglich, daß er es glaubt!«

Barney errötete vor Zorn und öffnete seinen Mund, um etwas zu entgegnen, aber Spain fuhr ruhig fort, mit solcher Autorität, daß Barney seine Empörung runterschluckte.

»Und dann starb der zweite Patient. Er starb nach seiner Operation an den Folgen der Bluttransfusion, die im OP eingeleitet worden war. Sollte ich einige dieser schwierigen medizinischen Zusammenhänge nicht korrekt verstanden haben, dann korrigieren Sie mich bitte, meine Herren.« Das Lächeln, das er dann in die Runde warf, zeigte, wie sicher er sich fühlte, daß dies nicht der Fall war.



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