Mord im Frauenhaus by Ruth Gogoll
Autor:Ruth Gogoll
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783956090288
Herausgeber: édition el!es
veröffentlicht: 2013-03-15T16:00:00+00:00
~*~*~*~
In den folgenden Tagen verhörte ich Brunner täglich, aber er blieb stur. Er wurde immer aggressiver, weil er keinen Alkohol bekam, litt offensichtlich unter Entzugserscheinungen und randalierte jedes Mal, so dass es meist zwei Vollzugsbeamte erforderte, ihn vorzuführen. Das war wohl aussichtslos. Monika würde ihn überführen müssen, eine andere Wahl hatte ich nicht. Aber Indizienprozesse vermittelten mir stets ein ungutes Gefühl. Jemanden nur aufgrund von Indizien aburteilen zu lassen, beinhaltete immer die Möglichkeit, dass man sich irrte. Ich hätte lieber ein Geständnis gehabt. Nun ja, wenn nicht, dann nicht . . .
Monika rief an. »Ich habe eine schlechte Nachricht für dich, Renni«, teilte sie mir in einem etwas bedauernden Tonfall mit. »Der Mann, den du verhaftet hast, ist nicht der Mörder. Du wirst ihn wohl wieder freilassen müssen.«
»Oh nein, Monika, das tust du mir nicht an!« stöhnte ich auf.
Monika schwieg einige Sekunden. »Ich würde dir vielleicht einige andere Dinge nicht antun, aber das muss ich dir leider antun, mein Schatz.« Ich hörte ihr vergnügtes Schmunzeln, auch wenn ich es nicht sah.
»Ich finde das nicht lustig, Monika!« schimpfte ich.
Sie seufzte. »Ich auch nicht, aber ich bin Wissenschaftlerin. Ich kann dir nichts anderes sagen als das, was ich herausgefunden habe: Brunners Hände haben diesen Schal nicht zugezogen, es war jemand anders. Der genetische Fingerabdruck ist eindeutig.«
»Kannst du dich denn nicht auch mal irren?« versuchte ich es hoffnungsvoll. Bedrohliches Schweigen antwortete mir. »Bitte, Monika, jetzt keinen Wutausbruch!« bat ich schwach. »Ich stelle deine Fähigkeiten ja gar nicht in Frage. Ich weiÃ, wie sorgfältig du arbeitest, aber ich habe keinen anderen Verdächtigen. Wenn du mir sagst, dass er es nicht war, muss ich wieder ganz von vorn anfangen.« Und ich hatte diesen Fall schon für abgeschlossen gehalten!
»Na gut«, erwiderte sie anscheinend besänftigt. »Er könnte natürlich auch Handschuhe getragen haben, und die Spuren im Schal stammen von einer früheren Gelegenheit. Obwohl das sehr unwahrscheinlich ist. Wenn ich vor Gericht als Gutachterin aussagen muss, werde ich das nicht bestätigen.« Der letzte Satz klang wieder leicht ärgerlich.
»Hm«, meinte ich überlegend, »aber du ziehst die Möglichkeit in Betracht?«
»Nein«, entgegnete sie knapp. »Aber wenn du unbedingt willst, kannst du dir daraus etwas basteln. Ausgeschlossen ist eine solche Möglichkeit natürlich nie, doch seit der genetische Fingerabdruck zum Standardwerkzeug in der Gerichtsmedizin geworden ist, verlasse ich mich lieber darauf. Aber ich weiÃ, dass ihr Ermittlungsbeamten da immer eure eigenen Ideen habt, ganz egal, was wir Mediziner herausfinden.« Jetzt klang sie mehr als verärgert.
Ich seufzte tief auf. Ich war ratlos. »Ich habe mich bislang immer auf deine Aussage verlassen, das weiÃt du«, versuchte ich, Monika zu beruhigen. »Also werde ich es auch dieses Mal tun. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig. Aber es widerstrebt mir zutiefst, dieses Ekel freizulassen.«
»Mach, was du willst!« fauchte sie. »Ich habe dir alles gesagt, was ich dir sagen konnte!« Sie knallte den Hörer auf die Gabel.
Ich würde wohl einem der Blumengeschäfte in der Umgebung mal wieder einen Besuch abstatten müssen. Die kannten mich schon.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und kippte nachdenklich ein wenig nach hinten.
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