Mord hält jung - ein Prenzlauer Berg Krimi by be.bra Verlag

Mord hält jung - ein Prenzlauer Berg Krimi by be.bra Verlag

Autor:be.bra Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: be.bra Verlag
veröffentlicht: 2014-03-14T16:00:00+00:00


In südlichen Ländern wird spät zu Abend gegessen, im Prenzlauer Berg zwischen heute-Nachrichten und Tagesschau. John hatte Tiefkühl-Lasagne in der Mikrowelle zubereitet und sie allein gegessen. Sie lag so schwer im Magen, dass er sie unter Zuhilfenahme von drei Tyskie-Bieren auf dem Sofa verdauen musste.

Im Fernsehen kamen freitagabends nur Schrottfilme und Talkshows. Er wählte Riverboat auf MDR und schlief dabei ein, obwohl es um Sex im Alter ging. Gegen zehn weckte ihn das Bellen seines Hundes, der im Flur den Jungen begrüßte. Als Jonas ins Zimmer trat, sah der Detektiv sofort, dass er stoned war.

»Schön, dass du schon da bist«, sagte John und quälte sich aus der weichen IKEA-Gruft. »Essen ist im Kühlschrank. Musste dir warm machen.«

»Ist doch nur Dreck von toten Tieren«, lallte Jonas.

»Nein, alles bio. Schätze, du hast eh keinen Hunger … Cannabis vertreibt den Appetit.«

»Hab nichts geraucht. Nur Alko-Pop getrunken«, nuschelte der Junge.

»Verarschen kann ich mich selber, und besser als du.«

Jonas wehrte sich. »Stimmt aber, hundertpro! Wir hatten Grund zum Feiern … wegen dem Geld, das wir verdient haben für ein Skater-Video. Hundert Euritos.« Er zog zwei Fünfzigerscheine aus der Tasche und wedelte damit herum, als sei ihm zu heiß.

»Prima. Dann kannst du gleich deine Schulden bezahlen.«

Jetzt wurde der Junge kleinlaut. »Was, die vollen achtzig?«

»Gib fünfzig. Der Rest ist fürs Hundesitting.«

Jonas torkelte ins Zimmer. Sein stechender Blick ging links und rechts an den großen Ohren des Detektivs vorbei, als er ihm das Geld hinstreckte.

»Schluckst du irgendwelche Pillen?«

»Nur Vitamine und Ritalin.«

»So ein Scheiß«, entfuhr es John. »Seit wann stellen sie dich damit ruhig?«

»Weiß nicht … schon immer.« Jonas vollführte kichernd einen Quickstep, als kitzle ein unsichtbarer Geist ihn an den Fußsohlen. »Morgen muss ich zum Wettkampf nach Beer… nau. Diesmal gewinnen wir gegen die Bernau Skaters. It’s for sure.«

»That’s for sure«, korrigierte John mechanisch. »Ich dachte, wir wollten ins Naturkundemuseum?«

»Rennt doch nicht weg. Mist! Meine Festplatte hat einen Sprung in der Schüssel.«

John unterdrückte ein Lachen.

»Dann schick dich ins Bett. Ich dreh noch ‘ne Runde mit dem Hund.«

Als er zwanzig Minuten später zurück war, schlief Jonas tief. Seine Wolfskin-Kapuzenjacke hing an der Flurgarderobe. John steckte seine Finger in die Innentaschen, wollte sie schon zurückziehen, weil er es peinlich fand, als er ein Plastiktütchen mit weißblauen Splittern herausfischte, die wie Milchglasstücke aussahen. Kein Cannabis und auch kein Kokain, war der Detektiv sich sicher. Um was es sich handelte, könnte er in der Drogenberatung im Krankenhaus Friedrichshain erfahren. Oder er musste den Jungen fragen. Dann wüsste Jonas, dass sein Aufpasser Taschenkontrollen machte, und das wäre pädagogisch unklug. Jetzt wo sie beinahe so was wie Freunde wurden. Doch bei Drogen hörte die Freundschaft auf.

Weil er nicht einschlafen konnte, schaute John einen Spätfilm auf 3sat. Darin versucht ein Vater, seinen Sohn vom Heroin herunterzubekommen. Weil es aussichtslos scheint, sie nicht miteinander reden können, spritzt der Vater sich selbst den Stoff und geht daran zugrunde. Der Sohn nicht, er wird ein nützliches Mitglied der Gesellschaft. Ein sehenswerter Film, aber ein Scheißende, fand John und schlief danach erst recht nicht ein.



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