Mord auf Entzug by Werner Gerl

Autor:Werner Gerl [Gerl, Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi, Starnberger See, Alkohol, Kommissar, Prominenter, Entzugsklinik
ISBN: 978-3-86906-918-0
Herausgeber: Allitera Verlag
veröffentlicht: 2017-01-16T23:00:00+00:00

14

Im Salon kümmerte sich derweilen Popolo rührend um die weinende Diana Hofer. Er setzte sich zu ihr auf das Sofa und legte den Arm um sie.

»Nicht weinen, Frau Hofer. Es wird alles wieder gut.«

Seine Versuche, sie zu trösten, schienen einem alten Lola-Ries-Film entlehnt. Doch Hofer schüttelte seinen Arm ab und rief trotzig: »Rotkäppchen. Verdammte Scheiße, ich heiße Rotkäppchen. Ist doch nicht schwer zu merken.«

Sie stand auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zu den Zeitschriften.

»Stimmt. Rotkäppchen ist einfach. Blaukäppchen, das wäre schwer zu merken.«

Hofer schüttelte den Kopf, nahm sich die Cosmopolitan und blätterte gedankenlos darin herum.

»Dieses Klopapier ist mir lieber als das, was Sie produzieren.« Hofer blickte Popolo kurz böse an, wandte sich jedoch wieder ihrem Magazin zu.

»Aber meins ist weicher.« Popolo stand auf, ging zu Hofer und hob die Arme, als würde er sich gerade ergeben.

»Riechen Sie's?«, fragte er erwartungsvoll das Model.

»Was? Ihr Klopapier?«, meinte sie abfällig.

»Nein, ich benutze als Deo Beil 48, seit Sie diese fantastische Reklame gemacht haben.«

»Ich habe auch für Damenwäsche Werbung gemacht und ich hoffe, die tragen Sie nicht. Und wenn ja, bitte lassen Sie die Hosen an.«

Popolo näherte sich ihr und sprach mit sanfter Stimme.

»Diana, ich bewundere Sie. Schon seit dieser Schwarz-Jeans-Kampagne.«

»Das war nicht Rotkäppchen, Sie verwechseln mich.«

Hofer nahm noch zwei weitere Magazine und wandte sich zum Gehen.

»Und das mit Ihrer Schwester tut mir sehr leid«, meinte Popolo, als das Model bereits an der Tür war. Wie elektrisiert blieb sie stehen und drehte sich langsam um.

»Woher zum Teufel wissen Sie das?« Die Frage klang wütend, man sah ihr jedoch an, dass sie diese Erinnerung immer noch schmerzte.

»Ich habe es in einem Interview gelesen«, gestand Popolo.

»Was? Ich habe das nie erwähnt«, winkte Hofer ab.

»Doch, es stand in der ›Medizin heute‹.«

»Tatsächlich? Gott, was hab ich schon alles für verschissene Interviews gegeben. Aber sagen Sie mal, Sie lesen freiwillig so ein Ätzblatt wie die Medizin heute? Wollen Sie alles über Ekzeme am Arsch wissen oder wie?«

»Nein, ich interessiere mich für den menschlichen Körper«, wandte Popolo ein, der tatsächlich für seine Alter ein erstaunliches Allgemeinwissen besaß.

»Das tue ich auch, aber nicht indem ich solche Schrottblätter lese, die ich eh nicht verstehe.«

»Ich finde sie spannend. Und ich interessiere mich für Sie.«

»Nichts zu machen.« Hofer machte eine abfällige Handbewegung und wandte sich zum Gehen.

»Nein, als Person. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis wie Sie.«

Das Model blieb stehen und drehte sich langsam um. »Und welches?«, fragte sie skeptisch.

»Ich war elf, so wie Ihre Schwester, als sie von dem Truck überrollt wurde. Ich ging mit Walküre spazieren.«

»Und wer zum Teufel ist Walküre?«

»Mein Hund. Oh, er war ein riesiges Bernhardiner-Weibchen. Und an einem Fußgängerüberweg wurde es von einem Lieferwagen erfasst und ich hielt mich an der Leine fest und wurde 50 Meter mitgeschleift. Aber ich wollte die Leine nicht loslassen, ich musste Walküre halten.«

»Hat sie überlebt?«

Popolo schüttelte den Kopf und machte ein betroffenes Gesicht. »Und ich hatte nur noch so viel Haut am Leib wie ein Rattenbaby. Meine Mutter hatte alles mit ansehen müssen und wurde über Nacht aschgrau. Dabei hatte sie so schöne schwarze Locken.

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