MondSilberNacht by Marah Woolf

MondSilberNacht by Marah Woolf

Autor:Marah Woolf [Woolf, Marah]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Fantasy, Romance
veröffentlicht: 2015-06-03T00:00:00+00:00


Das Zimmer, in dem ich aufwachte, sah aus, als wäre ich nie weg gewesen. Zarte Triebe streckten sich aus den Wänden und überwucherten diese mit einem Gespinst weißer Blüten. Der Wind bewegte träge den dünnen Vorhang am Fenster. Mein Kopf ruhte auf Calums Brust, der einen Arm um mich geschlungen hatte. Es fühlte sich so vertraut an, dass ich meine Angst für einen Moment vergaß. Dann kehrte der Schmerz mit aller Macht zurück. Ich schien in Flammen zu stehen. Jedes einzelne Stückchen Haut glühte. Erst jetzt bemerkte ich die Verbände überall. Jemand hatte meine Wunden behandelt und ich hatte es nicht mal bemerkt.

»Warum hast du das zugelassen?«, fragte Calum leise. »Ich kann verstehen, weshalb Talin mich loswerden möchte. Aber ich verstehe weder, warum meine Freunde ihm dabei helfen, noch meine eigene Frau. War es für dich so unerträglich in Berengar? Wir hätten einen Kompromiss gefunden. Das hier erscheint mir ziemlich radikal.«

Ich wagte nicht, ihn anzuschauen. »Niemand möchte dich loswerden«, antwortete ich gequält von den Schmerzen und seinen Vorwürfen. Wenn ich ihn bloß überzeugen konnte, dass wir das alles nur um seinetwillen taten. Es tat mir weh, dass er an mir zweifelte. »Du hast dich in den letzten Wochen so seltsam verhalten. Wir hatten Angst um dich.«

Calum schwieg. Vorsichtig hob ich den Kopf. Ein verbitterter Zug grub sich in seine Mundwinkel.

Tatsächlich schien er keinerlei Erinnerungen zu haben. Oder war das vielleicht eine neue Spielart seiner Veränderung? Seine Augen schimmerten in ihrem typischen Azurblau.

»Ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt«, gestand ich. Meine Finger kneteten einen Zipfel der weißen Bettdecke, die den beruhigenden Duft von Lavendel verströmte. »Ich hatte nicht nur Angst um dich, sondern vielmehr vor dir«, setzte ich hinzu.

Calum richtete sich auf. »Das ist lächerlich! Weshalb solltest du Angst vor mir haben. Ich würde dir niemals etwas tun.« Er hob mein Kinn, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. »Das weiß du, oder nicht?«

Ich zögerte, und dieses Zögern genügte, um ein unsicheres Flackern in seinen Augen zu erzeugen.

»Nicht?«, flüsterte er verwirrt.

Ich schüttelte den Kopf.

Er sprang aus dem Bett und ging zum Fenster. Kühle Nachmittagsluft strömte herein und Vogelzwitschern erklang von der Straße. Calum fuhr sich durch das Haar, atmete tief ein und stützte sich auf dem Fensterbrett ab. Immer wieder schüttelte er ungläubig den Kopf. Zitternd, obwohl es nicht kalt war, trat ich hinter ihn. Es wurde niemals kalt in Leylin und trotzdem schien mir die Temperatur um mehrere Grad gesunken zu sein. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine Schulter. »Es tut mir leid.«

Calum drehte sich nicht zu mir herum. »Nein, mir tut es leid. Ich hätte nicht von dir verlangen dürfen, mich nach Berengar zu begleiten.«

Meine Angst, dass die Wut ihn wieder in ein Monster verwandelte, schwand, und ich schmiegte mich an seinen Rücken.

»Wir hatten keine Wahl, glaub mir«, presste ich hervor.

Er fuhr herum und schob mich zur Seite. Dann riss er sein T-Shirt vom Tisch. Eine Vase voller bunter Blumen geriet ins Wanken und kippte um. Das Klirren des zerberstenden Tons hallte durch den Raum. Calum schenkte dem keine Beachtung.



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