Mittsommermord. Roman. by Henning Mankell

Mittsommermord. Roman. by Henning Mankell

Autor:Henning Mankell [Mankell, Henning]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Police, Wallander; Kurt (Fictitious character)
ISBN: 9783423205207
Herausgeber: Dtv
veröffentlicht: 2002-04-30T22:00:00+00:00


Als Wallander durch die Tür des Polizeipräsidiums trat, begrüßte ihn Ebba mit der Bemerkung, daß alle nach ihm fragten. Er bat sie, den anderen Bescheid zu sagen, daß sie in einer halben Stunde eine Besprechung hätten. Auf dem Weg zu seinem Zimmer stieß er mit Hansson zusammen.

»Ich habe dich gesucht. Ein Teil der Ergebnisse aus Lund ist gekommen.«

»Können die Ärzte Angaben zur Tatzeit machen?«

»Es scheint so.«

»Dann beziehen wir sie sofort mit ein.«

Wallander folgte Hansson in dessen Zimmer. Als sie an Svedbergs Zimmer vorüberkamen, entdeckte er zu seiner Verwunderung, daß das Namensschild entfernt worden war. Seine Verwunderung ging unmittelbar in Bestürzung und dann in Zorn über.

»Wer hat Svedbergs Namensschild entfernt?«

»Ich weiß nicht.«

»Das hätte ja wohl verdammt noch mal bis nach seiner Beerdigung warten können.«

»Die Beerdigung ist für Dienstag festgesetzt«, sagte Hansson. »Lisa sagte, die Justizministerin habe ihre Teilnahme angekündigt.«

Wallander wußte, daß es sich um eine Frau handelte, die häufig im Fernsehen auftrat und einen entschiedenen und selbstsicheren Eindruck machen konnte. Aber im Moment war ihm ihr Name entfallen. Hansson fegte in aller Hast ein paar Spielkupons von seinem Schreibtisch und holte die Papiere von der Gerichtsmedizin in Lund hervor. Wallander lehnte an der Wand und wartete, während Hansson blätterte.

»Hier haben wir es«, sagte er schließlich.

»Fangen wir mit Svedberg an.«

»Er ist von zwei Schüssen genau von vorn getroffen worden. Der Tod muß augenblicklich eingetreten sein.«

»Wann war es?« fragte Wallander ungeduldig. »Überspring alles andere, wenn es nicht wichtig ist. Ich will den Zeitpunkt wissen.«

»Als du und Martinsson ihn gefunden habt, war er höchstens vierundzwanzig Stunden tot. Und nicht weniger als zehn.«

»Sind sie da sicher? Oder ist das Ergebnis noch vorläufig?«

»Sie scheinen recht sicher zu sein. Genauso sicher wie darin, daß Svedberg nüchtern war, als er starb.«

»Hat das denn jemand bezweifelt?«

»Ich sage nur, was hier steht. Das letzte, was er ein paar Stunden vor seinem Tod zu sich genommen haben dürfte, war Dickmilch.«

»Was uns sagt, daß er vermutlich am Vormittag gestorben ist.«

Hansson nickte. Alle wußten, daß Svedberg zum Frühstück Dickmilch aß. Wenn sie vorübergehend nachts arbeiten mußten, stellte er stets Dickmilch in den Kühlschrank des Eßraums.

»Dann nehmen wir das so an«, sagte Wallander.

»Hier steht noch eine Menge anderes. Soll ich die Details lesen?«

»Die kann ich selbst lesen«, sagte Wallander. »Was sagen sie über die drei Jugendlichen?«

»Daß es schwierig ist, den Zeitpunkt ihres Todes festzustellen.«

»Das wußten wir schon. Aber zu welcher Schlußfolgerung kommen sie?«

»Einer in Anbetracht der noch ausstehenden gründlicheren Untersuchungen notwendigerweise nur vorläufigen. Aber sie schließen nicht aus, daß die Jugendlichen schon am 21. Juni getötet wurden. Also am Mittsommerabend. Unter einer Voraussetzung allerdings.«

»Daß sie nicht seitdem im Freien gelegen haben?«

»Genau. Sie sind sich aber nicht sicher.«

»Das bin ich mir aber. Jetzt können wir endlich eine Zeitkarte zeichnen. Wir fangen damit an, wenn wir uns gleich treffen.«

»Ich finde die Autos nicht«, klagte Hansson. »Der Täter muß sie weggeschafft haben.«

»Vielleicht hat er die auch vergraben«, meinte Wallander. »Wir müssen sie finden, und zwar so schnell wie möglich.«

Er ging zu seinem Zimmer und las den Beipackzettel der Medikamentenpackung. Amaryl für Blutzucker. Man sollte die Tabletten zu den Mahlzeiten einnehmen.



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