Mittland 3 by Ferkau Volker
Autor:Ferkau, Volker [Ferkau, Volker]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
17
Die Hülle war milchig trübe und wölbte sich wie ein Himmel über sie. Schon bevor Dreanthor landete, löste sich der Schutz, der über den Gefährten gelegen hatte, auf, und sie atmeten reine Luft. Wind wehte durch ihre Haare, und alle starrten auf etwas, das sie nie für möglich gehalten hatten.
Eine Stadt unter Wasser.
Eine Stadt in den Tiefen des Meeres, wie eine vergessene Sage, ein verwegener Traum, eine pure Phantasie.
Bob spürte Tränen auf seinen Wangen, ob aus Furcht, Verwirrung oder Verzückung, hätte er nicht sagen können. Bluma drückte sich an ihren Vater, der einen Kopf kleiner und doppelt so breit war wie sie, den sie aber stets Bobba nennen würde und über alles liebte.
Aichame schluchzte, als die Panik sie verließ.
Saymoon summte vor sich hin, und sein Blick schien in weiter Ferne zu schweben.
Darius schnappte nach Luft, während tausend Fragen durch seinen Kopf schossen.
Die Hülle, obwohl von außen trübe wirkend, strahlte nach unten in zauberhaftem Funkeln, als breche sich Licht auf glänzenden Muschelschalen und den farbigen Panzern von Krabben, was wie milder Sonnenschein wirkte, unwirklich, aber so weich, dass es die Seele beglückte und den Gebäuden einen silbernen Schimmer verlieh.
Sie sahen Gebäude mit Kuppeldächern, andere geformt wie Rohrmuscheln, konventionell wirkende Häuser aus weißem Kalkstein und Bauwerke, sie Korallenstöcken glichen, rote Inseln im Weiß der Straßen und Wege.
Dreanthor, nun wieder ganz und gar ein Drache mit grünblauen Schuppen, landete auf einem Platz, der mit Kalksteinen und Kieseln gepflastert war. Die Wegbegrenzungen waren aus Sand, der weich wirkte, und an anderen Stellen versteinert und dunkel. Er legte die Flügel an und sank auf den Bauch.
Die Gefährten rutschten von seinem Rücken.
Sie reckten und streckten sich, Aichames Beine waren weich wie Butter, Bluma seufzte und stemmte die Arme in die Hüfte, die anderen starrten sich an, und keiner sagte etwas. Die Überraschung hatte ihnen die Worte geraubt.
Darius fand als erster seine Sprache wieder. »Sagt mir, dass wir wach sind.«
Dreanthor drehte sich zu den Gefährten und sagte gut verständlich, aber leise: »Willkommen in Aquita!«
»Aquita«, hauchte Bluma.
»Sheng wird euch gleich empfangen. Fasst euch, entspannt, und dann werden wir mit dem weißen Drachen reden«, sagte Dreanthor.
»Warum höre ich deine Stimme nicht in meinem Kopf, sondern in meinen Ohren?«, wollte Saymoon wissen.
»Das ist so in Aquita«, antwortete der Drache.
Bluma staunte über die schönen Gebäude, über den Brunnen mit einer elegant geformten Statue, die den Platz zierte und weiche Tropfen spritzte. »Wer hat das geschaffen? Wer lebt hier? Wo sind sie alle?«
Dreanthor wackelte spielerisch mit dem Schädel. »Viele Fragen, Bluma. Viele Fragen, auf die du Antworten erhalten wirst.«
Nun fiel es auch den anderen auf. Sie waren alleine auf dem Platz. Zwar sah die Stadt wunderschön aus, aber sie schienen die einzigen Lebewesen zu sein.
»Ist die Stadt verlassen?«, fragte Aichame.
Der Drache klapperte mit den Zähnen. »Verlassen? Liebe Güte, nein.«
»Ich sehe niemanden außer uns«, forderte Aichame eine weitere Antwort.
»Weil es noch nicht so sein soll. Wenn Sheng es will, werdet ihr alle sehen.«
»Und wenn Sheng es nicht will?«, fragte Bluma.
Der Drache schlängelte über den weißen Platz und schob seinen Kopf ganz nahe an Bluma, bis ein schmales Reptilienauge sie direkt anblickte.
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