Mitternachtsstimmen by John Saul

Mitternachtsstimmen by John Saul

Autor:John Saul [Saul, John]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2013-10-26T04:00:00+00:00


24. Kapitel

Caroline wusste instinktiv, dass sie verschlafen hatte – die Frage war nur, wie lange. Und obwohl sie schon längst hätte aufstehen müssen, weigerte sie sich, sich zu ihrem Wecker umzudrehen, oder gar den sicheren Hafen ihres Betts zu verlassen. Sie fühlte sich, als hätte sie die ganze Nacht kein Auge zugemacht, oder falls sie doch geschlafen hatte, ihre ganze Energie dafür verbraucht, irgendeinem schrecklichen Albtraum zu entfliehen. Nur konnte sie sich nicht erinnern, geträumt zu haben, und aus dem Albtraum, in den sie am Abend zuvor geraten war, als sie zugesehen hatte, wie man Andrea Costanzas Leiche aus dem Haus getragen hatte, gab es kein Entrinnen.

Andrea.

Wer sollte Andrea umbringen wollen? Von allen Menschen, die Caroline kannte, war Andrea diejenige, der man überhaupt keine Feinde zutraute. Andererseits war es in dieser Stadt meist kein Feind, der einen umbrachte – sondern ein Fremder, ein Mensch, dem nichts an einem lag, der einen nicht einmal kannte; es war jemand, der nur deine Habe wollte, um sie anschließend weiter zu verhökern. Aber was besaß Andrea schon? Nichts.

Jedenfalls nichts, was sich zu stehlen lohnte. Ihre Armbanduhr, eine einfache Timex, hatte gerade mal dreißig Dollar gekostet, und ihr kostbarstes Schmuckstück war eine Bernsteinkette, die sie von ihrer Urgroßmuter geerbt hatte und so gut wie nie trug. Auch in ihrer Wohnung hatte sie keine Schätze angehäuft. Ihr Fernseher war noch der gleiche Sharp mit dem 45er-Bildschirm, den sie schon im College besaß, und ihre Stereoanlage war eines dieser Billigangebote aus dem Kaufhaus.

Es gab auch keinen sitzen gelassenen Liebhaber, der vor Eifersucht ausgerastet sein könnte; in den letzten fünf Jahren hatte sie überhaupt keinen Freund gehabt.

Und trotzdem war Andrea tot.

Das war kein Traum.

Das war kein Albtraum.

Das war die Wirklichkeit.

Sie setzte sich auf, schob die Beine aus dem Bett und warf schließlich einen Blick auf den Wecker. Zehn vorbei! Unmöglich, das konnte nicht sein! So lange hatte sie nicht mehr geschlafen, seit Laurie auf der Welt war.

Die Kinder! Wenn sie verschlafen hatte, was war dann mit ihnen? Laurie war vielleicht allein aufgestanden, aber Ryan war in den letzten zwei Jahren Schulalltag nie aus seinem Bett gekrochen, ohne vorher mindestens eine Viertelstunde zu lamentieren. Rasch warf Caroline sich den Morgenmantel über und lief über den Flur zu Ryans Zimmer. Die Tür war zu, und als sie klopfte, erhielt sie keine Antwort. »Ryan?«, rief sie, während sie den Knauf drehte und die Tür aufstieß. Die Vorhänge waren aufgezogen, das Bett gemacht.

Ryans Schultasche, die am Abend zuvor auf seiner Kommode gelegen hatte, war nicht mehr da.

Sie ließ Ryans Tür offen und warf einen Blick auf Lauries Zimmertür, die ebenfalls geschlossen war. Sie wollte sich schon umdrehen und hinuntergehen, als sie ein leises Bellen hörte, gefolgt von einem kratzenden Geräusch und einem kurzen Winseln.

Chloe? Was hatte der Hund in Lauries Zimmer zu suchen? Gestern Abend hatte es so ausgesehen, als hätte der Hund Ryan bereits adoptiert, und es war zweifellos Ryan gewesen, der darauf bestanden hatte, ihn zu behalten und ihn abends mit ins Bett zu nehmen. Wie war Chloe also in



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