Mitternachtslust by Winter E

Mitternachtslust by Winter E

Autor:Winter, E [Winter, E]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-06-05T22:00:00+00:00


12. Kapitel

Entschlossen hängte Melissa das leichte Sommerkleid mit dem kurzen Rock und den Spaghettiträgern zurück in den Schrank. Obwohl es ein heißer Tag war, der allmählich in einen milden Sommerabend überging, würde sie zu ihrem Treffen mit Alexander doch lieber die hellen Leinenhosen mit einer passenden Bluse tragen. Das Kleid wäre geradezu einer Einladung gleichgekommen. Einer Einladung, ihr die Hand auf die nackten Schenkel zu legen, die Finger höher und höher gleiten zu lassen, ihr die dünnen Träger über die Schultern nach unten zu ziehen und mit dem Mund ihre entblößten Brüste zu berühren …

Mit einer fahrigen Bewegung schlug Melissa die Schranktür zu, als könnte sie dahinter auch ihre unerwünschten Fantasien einsperren.

Als hinter ihrem Rücken das Telefon ungeduldig zu läuten begann, nahm sie mit einem unterdrückten Seufzer das Gespräch entgegen. Sie verspürte keine Lust auf ein Telefonat, nicht mit der Frau vom Partyservice, die sie schon seit Tagen mit zahllosen Vorschlägen und Fragen wegen des Maskenballs am Samstag löcherte, erst recht nicht mit Richard, der gelegentlich von unterwegs anrief, um ihr diese und jene Besorgungen aufzutragen, und schon gar nicht mit Alexander – außer, er wollte ihr mitteilen, er könne um zwanzig Uhr doch nicht zum See kommen.

Nachdem sie sich gemeldet hatte, hörte sie zunächst nur ein lautes Rauschen, dann im Hintergrund eine lebhafte Stimme, die ohne Punkt und Komma auf sie einredete.

»Bist du das, Susanne?«, erkundigte sie sich unsicher.

»Natürlich, wer denn sonst?«, brüllte es am anderen Ende der Leitung.

Nun freute Melissa sich doch über den Anruf. »Von wo rufst du an? Es hört sich an, als wärst du auf dem Mond.«

»Fuerteventura«, schrie Susanne zurück. »Eine ziemlich karge Landschaft hier. Erinnert tatsächlich ein bisschen an den Mond. Ach, ich bin ja so glücklich!«

»Dein Philosophieprofessor?«, hakte Melissa vorsichtig nach. Vielleicht hatte Susanne ja den Gelehrten schon längst gegen einen feurigen Spanier eingetauscht.

»Natürlich! Wer denn sonst? Habe ich dir nicht gesagt, er ist der Mann meines Lebens?«

»Ja, hast du, aber es soll schon vorgekommen sein, dass jemand sich in dieser Frage getäuscht hat.« Melissa verzog den Mund, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

»Es ist passiert. Es ist einfach passiert!«, jubelte Susanne in der Ferne.

»Was ist passiert?«

»Mit ihm klappt es! Alles ist ganz einfach, kein Problem mehr, offensichtlich alles nur eine Frage des Gefühls. Ach, Lieschen, wir werden heiraten!«

Melissa schnappte nach Luft. Bisher war Susanne eine entschiedene Verfechterin des Singledaseins gewesen. Männer fand sie zwar gelegentlich ganz nett, aber sie hatte stets unermüdlich erklärt, sie denke nicht daran, sich eine Laus in den Pelz zu setzen, die am Ende von ihr erwarte, dass sie ihr die Hemden bügelte und die Socken wusch.

»Und was klappt so plötzlich? Dass er dich heiraten will?«

»Nein, im Bett, Dummerchen! Er muss mich nur anfassen, und schon bin ich fast so weit. Was war das früher für eine Rackerei, selbst wenn der Typ sich Mühe gegeben hat, was ja die meisten Kerle sowieso nicht tun. Und jetzt – es flutscht einfach. Ganz selbstverständlich, ohne Mühe. Deshalb weiß ich auch so genau, dass er der Richtige ist.«

»Das ist … wunderbar für dich.



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