Mitten ins Herz - Roman by Janet Evanovich

Mitten ins Herz - Roman by Janet Evanovich

Autor:Janet Evanovich [Evanovich, Janet]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2010-10-08T17:00:00+00:00


Eine halbe Stunde nachdem Ranger mich zu Hause abgesetzt hatte, rief Morelli an. »Was spielst du?«, schrie er ins Telefon.

»Ich spiele den Köder.«

»Meine Güte.«

»Ist doch eine prima Idee«, sagte ich. »Wir reden den Leuten ein, dass ich das habe, wonach sie suchen …«

»Wir?«

»Ranger und ich.«

»Ranger.«

Im Geist sah ich Morelli die Zähne zusammenbeißen.

»Ich will nicht, dass du mit Ranger zusammenarbeitest.«

»Das gehört zu meinem Job. Wir sind Kopfgeldjäger.«

»Ich will, dass du dir einen anderen Job suchst.«

»Stell dir vor: Von deinem Job als Polizist bin ich auch nicht gerade begeistert.«

»Wenigstens ist mein Job legal«, sagte Morelli.

»Mein Job ist genauso legal wie deiner.«

»Wenn du mit Ranger zusammenarbeitest, nicht«, sagte Morelli. »Der Mann ist ein Fall für den Psychiater. Außerdem gefällt mir nicht, wie er dich ansieht.«

»Wie sieht er mich denn an?«

»Genauso wie ich.«

Ich spürte, dass ich anfing zu hyperventilieren. Langsam atmen, sagte ich mir. Keine Panik.

Ich wimmelte Morelli ab, schmierte mir ein Sandwich mit Erdnussbutter und Olivenmus und rief meine Schwester an.

»Ich mache mir Sorgen wegen meiner Hochzeit«, sagte ich. »Wenn deine Ehe schon in die Brüche gegangen ist - wie stehen da erst meine Chancen?«

»Männer ticken nicht ganz richtig«, sagte Valerie. »Ich habe alles gemacht, was von mir erwartet wurde, und es war falsch. Wie ist so etwas möglich?«

»Liebst du ihn noch?«

»Ich glaube nicht. Am liebsten würde ich ihm in die Fresse schlagen.«

»Gut«, sagte ich. »Ich muss jetzt Schluss machen.« Ich legte auf.

Als Nächstes blätterte ich im Telefonbuch, aber eine Mary Maggie Mason stand nicht drin. Das überraschte mich nicht. Ich rief Connie an und bat sie, mir die Nummer herauszusuchen. Connie hat Quellen für nicht verzeichnete Telefonnummern.

»Wo ich dich gerade an der Strippe habe: Ich hätte da einen Schnellschuss für dich«, sagte Connie. »Melvin Baylor. Er ist heute Morgen nicht vor Gericht erschienen.«

Melvin wohnt von meinen Eltern aus zwei Straßen weiter. Melvin ist ein total netter vierzigjähriger Mann, dessen Frau ihn bei der Scheidung ausgezogen hat bis aufs Hemd. Um das Ganze noch schlimmer zu machen, gab die Frau zwei Wochen nach der Einigung ihre Verlobung mit dem arbeitslosen Nachbarn bekannt.

Letzte Woche haben seine Ex und der Nachbar geheiratet. Der Nachbar ist immer noch arbeitslos, fährt aber einen neuen BMW und guckt sich seine Rateshows jetzt auf einem Superriesenbildschirm an. Melvin dagegen ist in eine Einzimmerwohnung über Virgil Seligs Garage gezogen und fährt einen zehn Jahre alten braunen Nova. Am Abend der Hochzeit seiner Ex schlang Melvin wie üblich sein kaltes Müsli mit fettarmer Milch hinunter und steuerte anschließend zutiefst deprimiert mit seinem stotternden Nova die Casey Bar an. Da Melvin nicht viel verträgt, war er nach zwei Martinis schon gut abgefüllt. Er stieg in seine Rostlaube, und zum ersten Mal in seinem Leben bewies er Rückgrat, platzte in die Hochzeitsfeier seiner Ex-Frau und erleichterte sich vor zweihundert Leuten auf der Hochzeitstorte. Alle Männer im Saal spendeten ihm stürmisch Beifall.

Lois’ Mutter, die fünfundachtzig Dollar für dieses dreistöckige Luxusteil hingeblättert hatte, ließ Melvin wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, anstößigen Verhaltens, Störung eines privaten Festes und Zerstörung fremden Eigentums verhaften.

»Ich bin sofort da«, sagte ich. »Stell schon mal die Unterlagen für mich zusammen.



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