Mission Mars - 01 - Die Ankunft (1 of 3) by Wolfgang Hohlbein

Mission Mars - 01 - Die Ankunft (1 of 3) by Wolfgang Hohlbein

Autor:Wolfgang Hohlbein [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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John hätte den Moment, in dem die BRADBURY den Kurs wechselte, gerne auf der Brücke erlebt, aber selbstverständlich ließ Kang das nicht zu, sodass er den Zeitpunkt, in dem die gewaltigen Triebwerke des Schiffes zündeten, wie alle anderen Besatzungsmitglieder außer Kang selbst und Jenna Braxton in seiner Kabine verbrachte. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, die sich – wie die meisten Vorsichtsmaßnahmen, aber eben nicht alle – im Nachhinein als überflüssig erwies.

Alles was er von dem Manöver mitbekam, war ein sanftes Erzittern des Bodens und ein halblautes, aber sehr machtvolles Grollen, mit dem die vier gewaltigen Triebwerke des Schiffes ihre Millionen Kilopond Leistung entfesselten, um das Schiff auf einen neuen Kurs zu reißen.

John war beinahe froh, weder von Astronavigation noch von der Physik des Schiffes allzu viel zu verstehen, aber das musste er auch nicht, um die ungeheure Belastung zu spüren, der die BRADBURY in diesen wenigen Augenblicken ausgesetzt war.

Im Prinzip bestand das Schiff aus wenig mehr als einer gewaltigen Gitterkonstruktion, die sich vom Heck bis zum einhundertfünfzig Meter entfernten Bug leicht verjüngte und Platz für zahlreiche, unterschiedlich große und unterschiedlich geformte Module bot, die nach einem ausgeklügeltem System an und in dem gewaltigen Traggerüst angebracht waren. Weder ein aerodynamisches Äußeres noch Eleganz spielten bei der Konstruktion eines Schiffes eine Rolle, das im freien Weltraum gebaut worden war und niemals in die Atmosphäre eines Planeten eintauchen würde.

Auch die Flugmanöver, die ihr normaler Missionsplan vorsah, waren eher behäbig: Trotz aller Superlative, mit denen die BRADBURY schon vor ihrem Start bedacht worden war, war sie letzten Endes ein Schwertransporter, der sich auf einer größtenteils ballistischen Flugbahn seinem Ziel nähern und nur behutsame und vor allem langsame Kurskorrekturen vornehmen sollte.

Was Kang und Braxton nun von ihr verlangten, war ein brutaler Satz, der in etwa dem Versuch eines schwerfälligen Großraumflugzeuges nahe kam, die Manöver eines modernen Kampfjets nachzuvollziehen.

Das dumpfe Grollen der Triebwerke verklang nach wenigen Sekunden wieder, aber durch die gesamte Konstruktion lief ein unheimliches Knistern und Ächzen. John konnte die ungeheuren Kräfte spüren, die für wenige Augenblicke auf die BRADBURY einwirkten; es war, als stöhne das Schiff wie ein riesiges lebendes Wesen unter Schmerzen. Und auch er selbst wurde für einige kurze, aber qualvolle Augenblicke mit dem gut Dreifachen des eigenen Körpergewichts in seine Andruckliege gepresst; nicht einmal die Hälfte dessen, was ein normaler Shuttlepilot praktisch tagtäglich auszuhalten hatte, aber eindeutig mehr, als er in diesem Moment aushalten wollte.

Es dauerte nur wenige Sekunden, aber die Körper aller Besatzungsmitglieder waren seit mehr als einem Jahr daran gewohnt, nur noch knappe vierzig Kilogramm zu wiegen. Und das, obwohl ihre Muskeln während des zehn Monate währenden Schlafes durch elektrische Impulse künstlich trainiert worden waren und sie seit dem Verlassen der Hibernationstanks regelmäßig isometrische Übungen und Trainingsstunden absolvierten.

Außerdem trugen sie spezielle Anzüge, die praktisch die Funktion eines Exoskeletts übernahmen. Nur dass die in den Bordanzug integrierten Netze aus Millionen mikroskopisch feiner Metallfäden die Bewegungen nicht unterstützten, sondern hemmten. Dieses permanente Training war notwendig, damit sie später auf dem Mars würden herumlaufen können, ohne in sich zusammenzufallen wie kraftlose Greise.

Jetzt hatte John das Gefühl, unversehens unter eine Hochleistungspresse geraten zu sein.



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