Mis en Vosges by Strauss JuttaStina

Mis en Vosges by Strauss JuttaStina

Autor:Strauss, JuttaStina [Strauss, JuttaStina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Conte Verlag GmbH
veröffentlicht: 2015-01-08T23:00:00+00:00


VII

Da lungerten sie schon wieder im Büro dieses Lyonerfressers herum, tuschelten, warfen sich verstohlene Blicke zu. Keinesfalls würde er sich herablassen, auch nur einen Blick in diese Zelle konspirativer Deutschtümelei zu werfen. Letztens hatte ihn ein vorwurfsvoller Blick aus braunen Hundeaugen getroffen. Ein Dackel auf seiner Gendarmerie. Fehlte nur noch, dass die Mannschaft in Krachledernen und Tirolerhut antanzte. Demnächst würde Hupert fragen, ob er sein Meerschweinchen mitbringen durfte. Eschenbrenner zuzelte aufgebracht an einem Bonbon mit Kiefernnadelextrakt. Als würde man seine Zähne in einen Baumstamm schlagen und die köstlichen Säfte der Natur aufsaugen. Ersetzte auf elegante Weise den täglichen Spaziergang. Er weitete seinen Brustkorb, atmete tief ein. Jetzt musste er wegen Legrand auch noch seinen Samstag opfern. Seit Anfang der Woche fühlte er sich wie in einem schlechten Film, der irgendwann angefangen und seither nicht mehr aufgehört hatte. Ein Ausgestoßener auf seinem eigenen Revier. Eben war Hupert an seiner Tür vorbeigeeilt, mit einem dicken Schal um den Hals. »Ah, geht’s wieder besser, Sergeant?«, hatte er wissen wollen. »Oui, oui, Monsieur le Commissaire!«, hatte der Heuchler gekrächzt und sich ein Taschentuch vor die Nase gedrückt. Er kannte diese filous. War einer wirklich krank, dann stand er nicht mittags wieder auf der Matte.

Eschenbrenner schnappte sich die Gießkanne aus Messing, um die Grünlilie eingehend zu wässern. Akkurat zupfte er einige braune Blätter ab, verteilte sie fein säuberlich auf der Fensterbank. Die konnte Morceau später entsorgen. Etwas mehr Diensteifer und Untertänigkeit konnte der jungen Dame nichts schaden. Er schlenderte zum Waschbecken neben der Tür, die wie immer einen Spalt offen stand. Er drehte an dem altmodischen Hahn, ließ einen Strahl Wasser in sein Glas rauschen. Ah, Vogesenquelle. Darin war er Purist. Besser als jedes Mineralwasser aus der Flasche.

Er hielt sein linkes Ohr in Richtung Türspalt. Gedämpftes Gemurmel drang aus dem Zimmer des saarländischen Hilfspolizisten, begleitet von leise klirrendem Geschirr. Langsam bekomme ich eine Kaffeemanie, dachte er mürrisch. Er würde sich selbst eine Tasse kochen, sich dann langsam, langsam am Büro des Kretins vorbei bewegen. Der Commissaire verließ sein Büro, steuerte zielstrebig auf Morceaus Allerheiligstes zu und begann, an der Kaffeemaschine herumzuwerkeln. Beinahe hätte er den Einschaltknopf gedrückt, ohne die Kaffeekanne unter den Filter gestellt zu haben. Suchend sah er sich um. Typisch, die hatten gleich die ganze Kanne in ihre Höhle geschleppt. Dann musste eben Morceaus Tasse mit der komischen rosa Maus mit den großen Ohren und den riesigen Füßen herhalten, auf die sie ganz versessen schien. Bei genauerem Hinsehen sah er sich von einer ganzen Herde rosa Nager umgeben. Frech grinsten sie ihm von Kugelschreibern, Radiergummis, Kästchen und Mäppchen entgegen. Kokett streckten sie ihre dicken, rosa Bäuche vor.

Endlich rauschte der ersehnte schwarze Strahl in den Becher. Unversehens zog die mürrisch dreinblickende Maus ihre Mundwinkel nach oben. Das Gleiche geschah mit denen Armands. Indigniert nahm er diese intime, Säugetiere verschiedenster Art einende Regung wahr. Tiens, irgend so ein Thermodings. Das richtige Trinkgefäß für den Präfekten, wenn er am Dienstag die Marianne einweihen würde. Oh là là làlàlàlà! Lässig schlenderte er mit der Tasse zurück Richtung Büro.



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