Mirabeau by Willms Johannes

Mirabeau by Willms Johannes

Autor:Willms, Johannes [Willms, Johannes]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographien, Autobiographien
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2016-12-07T23:00:00+00:00


Der Ballhausschwur

Der «Ballhausschwur» war nach der Konstituierung als Nationalversammlung und dem Beschluss, künftig die Steuergesetzgebung auszuüben, der dritte schwere Affront gegen die königliche Autorität binnen drei Tagen, denn er sprach dem Monarchen ausdrücklich das Recht ab, die Versammlung aufzulösen, die seine Autorität in Frage stellte. Er war damit ein symbolischer Akt revolutionären Selbstbewusstseins, mit dem zugleich der Wählerwillen bekräftigt wurde, der die Abgeordneten beauftragt hatte, eine Verfassung zu entwerfen. Konkret machte er es den Abgeordneten damit zur Pflicht, auch am kommenden Tag, einem Montag – die ursprünglich auf diesen Tag angesetzte Séance royale war auf den Dienstag verschoben worden –, ihre Sitzung abzuhalten. Jetzt wurde ihnen aber auch der Zutritt zum Jeu de Paume mit der fragwürdigen Begründung verwehrt, der Comte d’Artois habe sich die Halle für eine Tennispartie reserviert. Also suchte man Zuflucht in der Kirche Saint-Louis, in der schon der feierliche Eröffnungsgottesdienst der Generalstände am 4. Mai zelebriert worden war. Zu dieser Sitzung fanden sich auch die meisten Abgeordneten des Klerus ein. Außerdem erschienen drei Adelige aus der Dauphiné. Sie waren die ersten Überläufer aus der Chambre de la Noblesse, die sich der Nationalversammlung anschlossen.

Entsprechend wurden Selbstbewusstsein und Esprit de corps der Nationalversammlung gestärkt, was für die Séance royale nichts Gutes erwarten ließ, deren Verlauf diese Ahnungen noch übertraf. Als der König, wie bei einem Lit de justice, die Sitzung damit eröffnete, die Beschlüsse der Nationalversammlung für null und nicht zu erklären, mussten deren Mitglieder sich in ihren schlimmsten Erwartungen bestätigt sehen. Daran änderte auch die in 35 Punkte gegliederte Erklärung Louis’ XVI nichts, die das Versprechen enthielt, künftig Steuern und Anleihen nur nach vorheriger Zustimmung der Generalstände zu veranlassen, sowie die Abschaffung einiger besonders verhasster Steuerarten, der Lettres de cachet sowie der Wegfronden in Aussicht stellte. Das waren Zugeständnisse, die bei der Eröffnung der Generalstände im Mai noch mit großer Begeisterung aufgenommen worden wären. Jetzt jedoch kamen sie zu spät und zeitigten keinerlei Wirkung.

Eine entscheidende Rolle spielte, dass der König die Gliederung in drei Stände für sakrosankt erklärte. Zwar wurden die beiden privilegierten Stände von ihm aufgefordert, zusammen mit den Deputierten des Dritten Standes Fragen gemeinsamen Interesses zu diskutieren, aber Klerus und Adel erhielten in allen Fragen, die ihre besonderen Interessen berührten, ein Veto zugesprochen. Zudem könne nichts von dem, was die Stände beschlössen, ohne königliche Zustimmung Gültigkeit beanspruchen. Wenn sie sich dem nicht beugen wollten, dann werde er allein sich um das Wohlergehen seiner Völker kümmern, zumal er deren einziger wirklicher Repräsentant sei. Abschließend gab Louis XVI den Abgeordneten Weisung, umgehend den Saal zu verlassen und am nächsten Tag in getrennten Sitzungen ihre Beratungen fortzusetzen.[43] Im Unterschied zu Adel und Klerus, die der Aufforderung sofort Folge leisteten, verharrten die Mitglieder der Nationalversammlung auf ihren Plätzen. Als sich daraufhin der königliche Zeremonienmeister, der Marquis de Dreux-Brézé, an Jean-Sylvain Bailly, den Präsidenten der Assemblée Nationale, wandte und den Befehl des Königs wiederholte, versetzte dieser nur zaghaft, er könne die Versammlung nicht ohne deren vorherige Zustimmung auflösen. Das lieferte Mirabeau den willkommenen Anlass, dem Zeremonienmeister mit seinem mächtigen Organ



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