Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe by Mina Hepsen

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe by Mina Hepsen

Autor:Mina Hepsen
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-09-20T23:54:33+00:00


22. Kapitel

Der Himmel war bereits von einem rosa Hauch überzogen, als Mikhail Nell die Tür des Zimmers im ersten Stock des Gray Goose Inn aufhielt.

»Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?« Beide Kinder auf dem Arm trat Nell ein. Ihre Arme zitterten vor Anstrengung, was Mikhails scharfen Augen nicht entging.

»Du bist erschöpft, Nell. Aber keine Sorge, wir bleiben nicht lange.«

Um die Wahrheit zu sagen, war Mikhail sich keineswegs sicher, ob es eine gute Idee war; hier Rast zu machen. Aber sie hatten einen langen, anstrengenden Ritt durch dichte Wälder hinter sich, und er hatte schon vor ein paar Stunden gesehen, dass Nell den kleinen Mitja kaum noch halten konnte. Er hatte ihr den Jungen abgenommen, aber mit zwei Kindern vor sich im Sattel war das Reiten weder bequem noch sicher. Sie brauchten alle dringend eine Rast.

»Aber wenn sie uns nun einholen?«, sagte Nell besorgt, setzte sich aber gleichzeitig mit einem erschöpften Seufzer aufs Bett und legte die Kinder ab.

»Das werden sie nicht. Und jetzt ruh dich aus, Nell. Ich schicke Morag zu dir und kümmere mich derweil um den Pferdewechsel.«

Natürlich war es möglich, dass man sie einholen könnte, aber dieses Risiko musste er eingehen. Besser, sie wurden hier überrascht, wo er sich ein Küchenmesser oder irgendeine andere Waffe aus der Küche beschaffen konnte als mitten im Wald. Aber dass er sich derartige Gedanken machte, brauchte Nell ja nicht zu wissen. Das wichtigste war, dass sie sich jetzt entspannte, sonst würde sie nicht schlafen können. Ein, zwei Stunden, nahm er sich vor. Und dann würden sie bis zum nächsten Sonnenuntergang keine Pause mehr machen.

Das Wechseln der Pferde hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als Mikhail vermutet hätte. Mehr als eine Stunde war bereits vergangen, als er sich schließlich - um seine silberne Taschenuhr erleichtert, die er für die Pferde, das Zimmer, etwas zu essen und ein paar Münzen eingetauscht hatte - mit einer Schale Suppe auf den Weg nach oben zu Nell machte.

Morag folgte ihm langsam. Was für eine ungewöhnliche Frau sie war! Gerade zum rechten Zeitpunkt war sie mit diesem Eselskarren aufgetaucht und hatte sie gerettet. Und anschließend hatte sie sich ohne Zögern auf eins der Pferde geschwungen, die sie auf der Postkutschenstation gemietet hatten. Sie war erstaunlich zäh für ihr Alter.

Mikhail betrat den Raum und sah Nell und die Kinder im Schein einer einzelnen Kerze friedlich auf dem Bett liegen. Er lächelte. Mitja und Katja hatten sich an Nell gekuschelt, aber ihre Augen waren offen, und sie schliefen nicht. Dennoch waren sie ganz still, so still wie selten. Obwohl sie einen Mordshunger haben mussten, hatten sie doch seit Stunden nichts mehr zu essen bekommen.

Mikhail fiel ein, dass er die Köchin um etwas Milch und Gemüsebrei für die Kinder gebeten hatte und trat auf das Bett zu um seine Nichte und seinen Neffen an sich zu nehmen. Aber Morag war schneller.

»Ich muss sie füttern«, flüsterte er, um Nell nicht zu wecken. Obwohl - hier lag eine Frau vor ihm, die man nur mit einem Tamburin oder einem Krug kaltem Wasser wach bekam.



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