Miederhosenmord by Klaudia Blasl

Autor:Klaudia Blasl [Blasl, Klaudia]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783863585822
Herausgeber: emons Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

Zwei Wochen später

Hochwürden und der Haselbusch

Während das Lamm Gottes langsam näher rückte, um die Sünden des Damischtals hinwegzunehmen, hatte die viel zitierte Zeit pflichtgemäß die meisten Wunden geheilt. Die Kernölopfer erfreuten sich nach einer schmerzhaften Phase der kollektiven Entschlackung und Krankenhauskostverweigerung erneut eines gesunden Appetits, nur vom Giftmischer fehlte weiterhin jede Spur. Vom Mörder zwar auch, aber wer keine Hendln grausam und in Gitterkäfigen zu Tode mästete – was auf alle Bewohner des Damischtals zutraf –, hatte der allgemeinen Ansicht nach ohnedies nichts zu befürchten. Anita Auerspach, die angeschossene Reiseleiterin, war, kaum hatte der Oberarzt den Entlassungsstempel auf ihre Papiere gedrückt, in Windeseile abgereist. Die Bartensteins hatten der ungesunden Landluft ebenfalls den Rücken gekehrt und verspeisten ihr Kasseler – zum Leidwesen von Frau und Kind – wieder in heimatlichen Gefilden, und Polizeihauptmann van Trott hatte seine Heimsuchungen in der Causa Hummelbrunner entmutigt eingestellt. Zwar war er persönlich zutiefst überzeugt davon, es aufgrund der offenen Hose, des symbolischen Gockels und der ältlichen Jungfer mit einer echten Triebtäterschaft zu tun zu haben, aber es hatte sich kein einziger klitzekleiner Beweis für seine These finden lassen. Und da die angeschossene Reiseleiterin leider nicht verstorben, sondern auferstanden war, konnte er nicht einmal auf einer Serientäterschaft bestehen.

Das Einzige, das die ganzen Ermittlungen bislang ans Tageslicht gebracht hatten, war ein Fall von Steuerhinterziehung. Gottfried Rotschädel, der Kunstschmied aus Plutzenberg, hatte für seinen letztlich gar nicht so mörderischen Wetterhahn dreihundert Euro kassiert, die nicht in seinen Büchern auftauchten. Was van Trott ebenso sehr kratzte wie ein Pickel auf dem Allerwertesten der Freiheitsstatue.

Selbst die Sache mit Willibald Pfnatschbachers Waidmannspech wurde zur beinahe allgemeinen Zufriedenheit geregelt. Zwar hatte man den unglücklichen Pfnatschbacher junior als Heckenschützen identifiziert, aber der Junge war zum einen nicht strafmündig und zum anderen mit seinem Vater bereits ausreichend gestraft. Zumindest fanden das alle Mitglieder des Gemeinderats, die von der Zeichenlehrerin hinter vorgehaltener Hand über den möglichen Verlauf der Sache informiert worden waren. Zur Verantwortung ziehen musste man eigentlich den Pfnatschbacher senior, der weder der Aufsichtspflicht von Kindern noch der Verwahrungspflicht von Schusswaffen nachgekommen war. Aber als Bankdirektor musste er – ganz den österreichischen Gepflogenheiten entsprechend – schlimmstenfalls mit einer kleinen Verwaltungsstrafe rechnen, während der ahnungslos zum Täter mutierte Bub bestimmt für sein weiteres Leben gebrandmarkt würde. Und das wäre nach Ansicht des grübelnden Gemeinderats nicht gerecht gewesen. Daher beschlossen sie, über den exakten Hergang der Ereignisse einfach Stillschweigen zu bewahren und der Öffentlichkeit ein frommes Märchen aufzutischen. Die offizielle Schuld wurde also einstimmig dem Hund zugesprochen, der durch sein ungestümes Wesen den bedauernswerten Willibald senior zu Fall gebracht habe. Dabei habe sich versehentlich ein Schuss gelöst. Prinz Rudolf, ein zweijähriger deutscher Drahthaar, wurde vorschriftsmäßig abgemahnt und mit lebenslänglichem Entzug der Jagdbefähigung bestraft. Damit hatte man ihn sozusagen seiner Stelle enthoben, zum unqualifizierten Haus- und Hofhund degradiert und zur Adoption freigegeben. Nun fristete er sein Hundeleben als glücklicher Zweithund der Schober Gerli, die dem armen Tier sofort einen Platz auf dem heimischen Sofa eingeräumt hatte.

Die inoffizielle Schuld jedoch kam dem Sparkassendirektor, zur großen Freude der beiden Gemeinden, dennoch teuer zu stehen.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.