Michael Blake - Der mit dem Wolf tanzt by Der mit dem Wolf tanzt
Autor:Der mit dem Wolf tanzt [tanzt, Der mit dem Wolf]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Selbst Lieutenant Dunbar, der in solchen Dingen so unerfahren war, konnte die Spannung spüren, die ihn umgab. Es war, als hielte die Prärie den Atem an. Er hörte nicht mal mehr den Hufschlag der Ponys. Selbst die Büffelherde war plötzlich still geworden. Der Tod senkte sich über die Prärie.
Als Dunbar bis auf etwa hundert Schritte heran war, drehten sich ein Dutzend der zottigen Tiere wie eine Einheit und äugten zu ihm hin. Sie hoben die großen Köpfe, schnüffelten in der jetzt windstillen Luft auf das, was ihre Ohren wahrgenommen hatten, ihre schwachen Augen jedoch noch nicht erkennen konnten. Ihre Schwänze hoben sich und ragten wie kleine gekrümmte Flaggen auf. Der größte der Büffel stampfte im Gras auf, schüttelte den Schädel und schnaubte laut, wie um gegen die Störung durch die nahenden Reiter zu protestieren.
Dunbar verstand jetzt, daß für jeden Büffeljäger nicht von vornherein feststand, wo das Töten stattfand, daß es kein Warten im Hinterhalt war, daß zum Erlegen dieser Tiere jeder Jäger sein eigenes Leben riskierte.
Unruhe entstand an der rechten Flanke, weit oben an der Spitze der sichelförmigen Formation. Die Jäger hatten zugeschlagen.
Mit erstaunlicher Schnelligkeit lösten die ersten Schüsse eine Kettenreaktion aus, die Dunbar erfaßte wie ein Brecher einen unvorsichtigen Meeresvogel.
Die Büffel, die Front zu ihm gemacht hatten, drehten sich und rannten los. Gleichzeitig jagte jedes Indianerpony vorwärts. Es geschah so schnell, daß Cisco fast unter dem Lieutenant weggeprescht wäre. Er versuchte seinen Hut aufzufangen, der ihm vom Kopf fiel, doch er segelte an seinen Fingerspitzen vorbei. Es machte nichts. Es gab jetzt kein Halten, und wenn er es mit aller Kraft versucht hätte. Der kleine Buckskin jagte dahin, als loderten Flammen hinter seinen Fersen und er müsse um sein Leben galoppieren.
Dunbar schaute zu der Linie der Reiter zu seiner Rechten und Linken und war entsetzt, weil er niemanden mehr sah. Er blickte über die Schulter und sah sie geduckt auf den Rücken ihrer galoppierenden Ponys. Sie ritten so schnell, wie sie konnten, doch im Vergleich mit Cisco bummelten sie und mühten sich hoffnungslos ab, Anschluß zu halten. Mit jeder Sekunde fielen sie weiter zurück, und plötzlich war der Lieutenant ganz allein zwischen den Jägern und den flüchtenden Büffeln.
Er zog an den Zügeln, doch wenn der Buckskin es überhaupt spürte, ignorierte er das Kommando. Der Hals war flach ausgestreckt, die Ohren waren angelegt, und die Nüstern waren weit gebläht und verschlangen den Wind.
Lieutenant Dunbar hatte keine Zeit zum Denken. Die Prärie schien unter ihm hinwegzufliegen, der Himmel über ihm hinwegzujagen, und dazwischen, ausgebreitet in einer langen Linie, war eine Wand aus Büffeln in Stampede.
Er war nahe genug heran, um die Muskeln ihrer Hinterteile sehen zu können. Er sah die Unterseite ihrer Hufe. Binnen Sekunden würde er so nahe heran sein, daß er sie berühren konnte.
Er jagte in einem tödlichen Alptraum dahin, wie ein Mann in einem offenen Boot, der hilflos auf einen Wasserfall zutreibt. Der Lieutenant schrie nicht. Er betete nicht und bekreuzigte sich nicht. Aber er schloß die Augen. Plötzlich sah er die Gesichter von seinem Vater und seiner Mutter.
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