Metal, Bier und Wurstsalat by André Schönfelder
Autor:André Schönfelder
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: ZSR Verlag
Ein Scheißtag wie jeder andere
Der nächste Tag begann mit einem seltsamen, unangenehmen Ziehen und Rumoren in meinem Bauch. Ich hatte kaum beide Augen geöffnet, als ich auch schon beide Hände auf den Mund pressen musste. Mein wütender Magen hatte mal wieder beschlossen gegen die Behandlung, die ich ihm in letzter Zeit ziemlich oft angedeihen ließ, zu demonstrieren. Und zwar wie zweitausend Franzosen im Generalstreik. Ich schnellte blitzartig hoch, stolperte zu Kulles Toilette und schaffte es sogar fast, den Klodeckel zu öffnen. Nun ja, fast.
Ein erster Schwall von Erbrochenem, hervorgebracht unter unvorstellbarem Druck, besudelte Kulles schöne hellblaue maritime Klobrille, bevor der Rest meines Mageninhaltes im Klo landete und sich ein penetranter Gestank breitmachte. Der absolute Jackpot. Als mein Franzosenmagen seine Demonstration aufgelöst hatte, schaute ich mich blinzelnd im Badezimmer um. Wo hatte Kulle wohl sein Putzzeug? Es dauerte eine Viertelstunde, bis ich etwas Brauchbares in seiner Küche gefunden hatte. Ich machte mich also ächzend daran, die Spuren meines Ungeschicks zu verwischen. Aufgrund meines momentanen Zustandes gelang mir dies jedoch nur bedingt. Ich benötigte mehrere Anläufe, denn mit meinem Gleichgewichtssinn stand es nicht gerade zum Besten.
Doch etwas später hatte ich es geschafft, die Toilette wieder benutzbar zu machen. Entnervt warf ich den Scheuerlappen in den Wischeimer und stapfte zurück in Kulles Zimmer. Die drei anderen Suffköpfe schnarchten noch um die Wette. Kulle lag quer über sein Futonbett ausgestreckt und hatte in der Nacht tüchtig sein Kopfkissen besabbert. Hinnerk lag noch fast genauso da, wie wir ihn gestern auf das Besuchersofa gelegt hatten. Arne hatte es sich auf einem für ihn viel zu kleinen Sessel bequem gemacht. Sein Kopf hing über die Sessellehne nach hinten, während seine langen Arme auf beiden Seiten den Boden berührten. Die langen Beine hatte er auf den Tisch gelegt. Alles in allem sah das Ganze nicht wirklich bequem aus. Unwillkürlich musste ich mich fragen, wie wohl Kulle darin Platz finden konnte. Schließlich war Arne zwar groß, aber gleichzeitig eine Bohnenstange. Ich hatte es mir anscheinend auf einem Bett aus leeren Pizzakartons gemütlich gemacht, die jetzt völlig zerdrückt waren. Immerhin hatte ich mir wohl eine Wolldecke ergattert, die jetzt zerknittert auf den Kartons lag. Die Flasche Whiskey war leergetrunken und nur einige Flaschen Bier waren übriggeblieben. Ich überlegte kurz, ob ich nicht einfach nach Hause gehen sollte, mein Schädel schien fast zu zerspringen. Mein Magen hatte sich mittlerweile zwar beruhigt, doch der Geschmack in meinem ausgedörrten Mund war grauenhaft. Also tat ich das Naheliegenste. Ich öffnete ein Bier und trank es. Komischerweise schmeckte es schon fast wieder, also trank ich es leer. Der Alkohol schlug gleich an, denn meine Kopfschmerzen waren nach wenigen Minuten verschwunden, der widerwärtige Geschmack in meinem Mund ebenfalls.
Ich setzte mich nun auf den zweiten Sessel und schaute mir meine Freunde an. Nach einer Weile begann Kulle sich stöhnend zu rühren und ehe ich mich versah, stürmte er, wie vorher ich, würgend zur Toilette und übergab sich lautstark. Nach einigen Minuten hatte er anscheinend hinter sich gebracht, was ihn so sehr beschäftigte, und ich ging nach ihm sehen.
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