Menschenleer by Alex Kava

Autor:Alex Kava [Kava, Alex]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-06-08T22:00:00+00:00

34

»Und wir dachten schon, diese Schnitzeljagd kann nicht noch bizarrer werden«, hatte Tully gesagt, als er sich mit Maggie wieder einmal auf den Weg machte.

»Es muss nicht unbedingt mit unserem Jack zu tun haben.«

»Mit deinem Jack«, korrigierte Tully.

Detective Lopez hatte nur wenig gesagt, wirkte jedoch ganz froh, dass Maggie ihm ihre Hilfe anbot. Ja, er hatte sogar erleichtert geklungen. Er hatte ihnen berichtet, dass ein neunzehnjähriger Collegestudent namens Ethan Ames immer noch vermisst wurde. Ein Suchtrupp hatte den Wald um den Rastplatz herum abgegrast, von dem er verschwunden war. Sein Freund Noah Waters, der bei ihm gewesen war, faselte angeblich nur wirres Zeug. Aber Detective Lopez glaubte, dass der Junge mit dem Verschwinden seines Freundes zu tun hatte, deshalb weigerte sich der Vater, ihn ohne Anwalt befragen zu lassen.

Lopez erklärte, dass Maggies Handynummer auf einem Stück Papier stand, das in einer verschließbaren Plastiktüte steckte. Ebenfalls in der Tüte war ein abgetrennter rechter Zeigefinger gewesen, von dem sie annahmen, dass er Ethan Ames gehört hatte. Die Plastiktüte hatten sie im Kofferraum bei der Durchsuchung des Wagens des Teenagers gefunden, den man vom Rastplatz abgeschleppt hatte.

Das Letzte, was der Detective zu Maggie gesagt hatte, bevor er das Telefonat beendete, war: »Ist das irgendein wahnsinniger Satanistenverein?«

Maggie und Tully hatten die Farm einem blutjungen FBI-Agenten aus Omaha und den Kriminaltechnikern überlassen und sich auf die fünf-bis sechsstündige Fahrt von Sioux City, Iowa, nach Manhattan in Kansas gemacht. Maggie hatte eine halbe Stunde zuvor das Steuer übernommen, als sie merkte, dass Tully müde wurde. Unterwegs hielten sie nur zwei Mal an: das erste Mal, um zu tanken und einen Kaffee zu trinken, das zweite Mal, um zur Toilette zu gehen und noch mehr Kaffee zu trinken. Und bei beiden Stopps hatte Maggie sich besonders aufmerksam umgesehen und gelauscht.

Es war spät. Die letzten 136 Meilen von Lincoln, Nebraska, fuhren sie nicht mehr auf der Interstate, sondern auf einer vierspurigen Schnellstraße, die schließlich in eine zweispurige überging. Viele kleine Ortschaften zwangen sie immer wieder, das Tempo zu drosseln. Zwischen ihnen lagen lange Strecken öder Landstraße, die einzig vom Mond und ihren Scheinwerfern beleuchtet waren und auf denen kaum Verkehr herrschte.

Als sie Manhattan erreichten und an dem Uni-Campus vorbeifuhren, waren sie völlig erschöpft.

Detective Lopez hatte ihnen zwei Zimmer in einem Holiday Inn gebucht. Dort sollten sie sich am nächsten Morgen mit ihm treffen. Da Ethan Ames immer noch vermisst wurde, hatte Creed zugesagt, am nächsten Tag zu ihnen zu stoßen. Grace war auch auf Bergungssuche trainiert, doch Creed bestand darauf, dass sie nach dem anstrengenden Tag ausruhte. Sie waren schon achtzehn Stunden bis Iowa unterwegs gewesen, und Creed hatte zugegeben, dass auch er dringend Schlaf brauchte. Aber er hatte versprochen, morgens sehr zeitig nach Manhattan nachzukommen.

Wie fertig sie beide waren, erkannte Maggie spätestens an Tullys hymnischer Reaktion auf ihre Hotelzimmer. Allerdings waren sie wirklich luxuriös, verglichen mit denen der letzten Wochen. Und das Beste war, dass sie zwei nebeneinanderliegende Zimmer am Flurende im zweiten Stock hatten.

Sie hatten sofort die Verbindungstür zwischen ihren Zimmern geöffnet, denn so wie sie geschnitten waren, boten die Zimmer selbst dann noch hinreichend Privatsphäre.

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