Melodie der Nacht by Sylvia Madsack

Melodie der Nacht by Sylvia Madsack

Autor:Sylvia Madsack [Madsack, Sylvia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-04-30T22:00:00+00:00


- ELF -

Daphne ließ die Zeitung sinken. Das konnte doch nicht wahr sein! Der »Blick« brachte eine Geschichte über Stanislaws Club, und der einsame Gast, der auf den Fotos so dekorativ vor einem der Barfenster posierte, war niemand anders als Darius.

Sie nahm das Blatt wieder hoch und starrte auf die Bilder. Darius war unverwechselbar. Die kantigen Gesichtszüge mit der kräftigen, geraden Nase und dem energischen Mund, das feste Kinn, die gewölbte Stirn, das dichte, blonde Haar mit den grauen Strähnen, das er immer etwas zu lang trug.

In einer Hand hielt er ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit, in der anderen eine lange Zigarre. Versonnen blickte er aus dem Fenster. Der Fotograf hatte ihn gut getroffen.

Einen Moment lang wusste sie nicht, ob sie zornig oder belustigt sein sollte. Rasch nahm sie ihr Handy und landete bei seiner Mailbox. »Darius, ich bin’s, Daphne. Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kommst du auf dieses Foto im >Blick<? Ruf mich bitte sofort zurück!«

Nach kurzem Überlegen kramte sie die Visitenkarte von Hannes Krebs hervor und wählte die Handynummer, die er handschriftlich darauf notiert hatte. Wie hatte er doch damals zu ihr gesagt: »... falls dir mal der Himmel auf den Kopf fallen sollte ...«

»Krebs«, meldete sich seine ruhige Stimme nach kurzem Läuten.

»Hannes, hier ist Daphne ...«

»Daphne, du kommst mir zuvor, ich wollte dich auch schon anrufen. Wer fängt an?«

»Du natürlich, du bist schließlich der Polizist.« Sie schluckte nervös.

»Ich kann mir schon denken, was du auf dem Herzen hast. Also der Reihe nach. Zuerst die gute Nachricht. Maria von Stein ist auf dem Weg der Genesung.«

»Gott sei Dank. Und die schlechte?«

»Sie kann sich an fast nichts erinnern. Blackout oder partielle Amnesie, wie die Ärzte sagen.« Er erwähnte nicht, dass die Baronin inzwischen ausgesagt hatte, sie sei auf dem Weg in Stanislaws Büro gewesen, als der Unbekannte sie von hinten überfallen hatte.

Daphne schwieg einen Moment und sagte dann vorsichtig: »Das heißt also, ihr tappt weiter im Dunkeln?«

»Daphne, du weißt, dass ich dir nichts erzählen darf. Und jetzt zu dir. Es geht um die Geschichte im >Blick<, oder?«

»Ja, das ist doch unglaublich. Was soll das? Ich kann mir nicht vorstellen, wie...«

»Beruhige dich«, unterbrach er sie, »die einfachste Erklärung ist die, dass Darius in der Bar war, weil er den Grafen kennenlernen wollte. Ihn und den Ort des Geschehens. Er sorgt sich um dich.«

»Ich bin kein kleines Kind mehr, das man beaufsichtigen muss«, fuhr sie ihn an und fügte nach einer kurzen Atempause hinzu: »Aber muss er sich dann gleich fotografieren lassen?«

Hannes lachte. »Es sieht so aus, als ob er um die Zeit der einzige Gast war, und da er eine so eindrucksvolle Erscheinung ist, werden sie ihn dazu überredet haben. Außerdem wird sein Name nirgendwo erwähnt.«

»Trotzdem, ich find’s blöd.« Sie machte eine Pause. »Sag mal, Hannes, jetzt, da die Baronin den Anschlag überlebt hat, handelt es sich ja nicht mehr um Mord. Wie nennt man das Delikt denn in einem solchen Fall?«

»Nun, der Täter hat immerhin billigend in Kauf genommen - das ist der Terminus -, dass das Opfer an den Folgen des Anschlags sterben könnte.



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