Meisterin der Runen by Kröhn Julia

Meisterin der Runen by Kröhn Julia

Autor:Kröhn, Julia [Kröhn, Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8387-4572-5
veröffentlicht: 2013-12-27T23:00:00+00:00


FÉCAMP

996

Sie hatten sich vor den Mönchen in einer Vorratskammer versteckt, inmitten von Fässern mit Rüben und gesalzenem Fisch. Hauptsache, sie waren in Sicherheit. Und tatsächlich hatten Bruder Remi und Bruder Ouen ratlos einige Runden im Hof gedreht und waren nun wieder zurück ins Haupthaus gekehrt. So groß die Erleichterung darüber auch war – Agnes begann in der kühlen Kammer zu frieren, und Emma rümpfte die Nase ob des durchdringenden Geruchs.

»Lass uns wieder gehen! Wie grässlich es hier stinkt.«

Agnes versteifte sich. »Aber wenn die beiden in den Hof zurückkehren … wenn sie diese Schriften finden … wenn sie …«

»Ach, hör doch auf! Was wollen sie gegen meine Mutter und meinen Bruder schon ausrichten!«

»Hast du mir denn nicht zugehört? Die Zukunft der Normandie steht auf dem Spiel!«

Emma hob abwehrend die Hand. »Das glaube ich erst, wenn ich weiß, was diese Zeichen bedeuten.«

»Aber wie wollen wir das herausfinden?«

Die beiden Mädchen vertieften sich erneut in die Schriften. Mittlerweile wirkten die Zeichen nicht mehr so fremd und furchteinflößend, aber sie waren ihnen immer noch ein Rätsel.

»Du meintest vorhin, das sei Zauberei«, murmelte Agnes.

Emma nickte. Ihr Gesicht hatte mittlerweile wieder ein wenig Farbe bekommen. »Ich würde nur zu gern wissen, wer mit einem Zauber belegt werden soll!«, rief sie.

»Woher weißt du überhaupt, dass …«

»Man nennt sie Runen«, erklärte Emma hastig. »Ich habe einmal gehört, dass es sechzehn verschiedene Runen gibt, manche behaupten, dass sogar vierundzwanzig davon im Gebrauch seien.«

»Und kennst du wenigstens eine?«

Emma gab sich gern besserwisserisch, doch jetzt musste sie wohl oder übel den Kopf schütteln. Agnes’ Aufregung hingegen wuchs. Wie verlockend die Vorstellung war, eine Schrift zu beherrschen, die nur wenigen Eingeweihten vertraut war! Und gar, damit Zauber zu treiben!

Nicht, dass sie irgendjemandem Schaden zufügen wollte. Aber mit Zauberei ließ sich bestimmt verhindern, dass sie immer nur Dinkelbrei essen musste anstatt weichem Brot. Vielleicht konnte ein Zauber überdies bewirken, dass sie mehr Kleider bekam, dass der Rauch nicht immer ganz so quälend dicht stand, dass der Graf noch länger lebte.

Allerdings: Die Mutter hatte ihr erklärt, dass der Graf alt sei, ein erfülltes Leben hinter sich habe und nun heim zu Gott gehe, und das sei nichts, wovor man sich fürchten oder das man gar abwenden müsse.

In jedem Fall käme ihr ein Zauber eben recht, um Bruder Remi und Bruder Ouen für ihre Hinterlist zu strafen. Vielleicht hatte Emma recht, und sie konnten sich wieder ins Freie wagen.

Während Agnes noch überlegte, ob sie das Versteck verlassen sollten, stieß Emma sie plötzlich aufgeregt in die Seite.

»Sieh nur! Diese Zeichen tauchen in dieser Reihenfolge immer wieder auf.«

Agnes folgte ihrem Blick. Emma hatte recht.

»Was hat das zu bedeuten?«

»Nun, dass es ein Name ist, du Dummerchen!«

Agnes kniff ihre Augen zusammen. »Ich bin nicht dumm, nicht dümmer als du zumindest. Du kennst die Runen schließlich auch nicht.«

»Aber ich kenne jemanden, der sie vielleicht kennt«, rief Emma triumphierend.

Agnes war sofort bereit, der Freundin die Beleidigung zu verzeihen. Wer am Hof konnte bloß Runen lesen? Wer sie in das Geheimnis der Gräfin einweihen?

Immer noch war es undenkbar für sie, dass die Gräfin



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.