Meinung Macht Manipulation by Michael Steinbrecher Günther Rager (Hg.)

Autor:Michael Steinbrecher, Günther Rager (Hg.)
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Michael Steinbrecher
veröffentlicht: 2017-02-06T16:00:00+00:00

Berichterstattung bedeutet auch Konfrontation – mit »Team Rechts« und der eigenen Arbeit

Ein wichtiger Schlüssel für die fundierte Auseinandersetzung mit rechten Akteuren ist, die Auseinandersetzung zu suchen: »Allerdings sollten Medien Repräsentanten [der NPD] (vermehrt) interviewen. Die Gefahr, deren Thesen würden dadurch in der Mitte salonfähig gemacht, dürfte niedriger sein als die Chance, dass der mündige Leser die Scheinlösungen der Interviewten erkennt. Das Dilemma für NPD-Repräsentanten: Einerseits wollen und müssen sie eine kernige Botschaft an ihre Kader übermitteln, andererseits bei ihrer nicht durchweg rechtsextrem ausgerichteten Wählerschaft einen seriösen Eindruck hinterlassen. Das kommt einer Quadratur des Kreises gleich.«19

Auch wenn es heute weniger die NPD, sondern vielmehr AfD, Pegida und Co. betrifft, hat das Argument des Politikwissenschaftlers Eckhard Jesse aus dem Jahr 2008 nichts an Relevanz eingebüßt. Zu oft hat man, und das nicht nur als Zuschauer oder Mitglied von »Team Rechts«, sondern auch als Journalist selbst, das Gefühl, dass die Berichterstattung darauf abzielt, die »Rechten« moralisch zu denunzieren, ohne den mühevollen Umweg über die argumentative Auseinandersetzung zu gehen. Dass dadurch immer wieder eher eine gegenteilige Wirkung in Form von sogenannten Märtyrereffekten20 eintritt, ist die eine Sache. Vor allem aber berauben sich die Journalisten dadurch zu sehr ihrer eigenen Stärken: der Möglichkeit der guten Recherche und der sachlichen Konfrontation durch Fakten, Information und der Prüfung von Argumentationen. Der Spiegel-Journalist Markus Brauck sagt es so: »Vorbereitung, Vorbereitung, Vorbereitung. Wissen draufsatteln und Fakten parat haben. Nicht zulassen, dass die Fakten verdreht werden. Dann zeigen die Rechten schon allein, wes Geistes Kind sie sind.«21 Beispiele dafür gibt es: So geschehen in der Talkshow »Anne Will«, in der sich die AfD-Politikerin Beatrix von Storch ohne großes Zutun selbst um Kopf und Kragen redete.22

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