Meine Putzfrau by Christian Oster
Autor:Christian Oster [Oster, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2005-06-02T19:03:13+00:00
kam. Immerhin etwas. Ich mochte die Vorstellung, sie zu halten. Ich hatte Lust, jemanden zu halten.
Dann ging es nur noch bergab. Da es zu früh war
für alles, außer abzufahren, rief ich nicht im Büro an.
Auch Claire nicht. Ich stahl mich davon wie ein Dieb.
Ich drängte Laura, die rumtrödelte. Sie schmierte sich noch einen Zwieback. Tunkte ihn ein. Betrachtete die Wand, als hätte sie noch das ganze Leben vor sich.
Ich war bereits vom Tisch aufgestanden. Ich war
fertig. Mit dem Frühstück, mit dem Leben hier. Und
sie, mit ihrer Wand, ihrem leeren Blick, sie war da.
Jetzt. Gegen mich. Was sie interessierte, war unsere Beziehung. Nicht die Abfahrt. Sie hätte genausogut
bleiben können. Nicht ohne mich natürlich. Ich sagte, gut, ich hole schon mal den Wagen, ich komme noch
mal zurück.
Das Gas hatte ich bereits abgedreht. Und den An-
rufbeantworter nicht angestellt. Ich parkte den Wagen auf dem Zebrastreifen, gleich vor dem Haus, ging
hinauf (ich wohne im Dritten), griff nach meiner Ta-
sche, nach ihrer, sah, daß sie nicht da war. Ich rief der Toilettentür zu, ist gut, Laura, ich habe Ihre Tasche genommen, Sie brauchen nur noch herunterzukom-men, ich warte im Auto auf Sie, die Schlüssel haben
Sie, schließen Sie ab? Und ging wieder hinunter. Ich packte die Taschen in den Kofferraum, es blieb noch
viel Platz, ich dachte, was soll's, ich geh nicht noch mal hoch, und außerdem wußte ich nicht, was ich
mitnehmen sollte. Ich setzte mich nicht ans Steuer,
ich wartete auf dem Gehsteig. Leute gingen an mir
vorbei, nicht viele zu dieser Stunde, ich sagte mir, wenn ich die Augen schließe, wird die Nächste, die
vorbeigeht, wenn ich sie wieder aufmache, Constance
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sein. Und ich spielte dieses Spielchen, bis ich Angst bekam, es könnte wirklich Constance sein. Ich wollte lieber hinter dem Steuer auf Laura warten. Im Auto
fühlte ich mich geschützt. Was macht sie denn bloß,
fragte ich mich aber doch. Sie wird doch hoffentlich nicht den Boden fegen. Dazu ist jetzt keine Zeit.
Und dann sah ich sie, sie kam über den Gehsteig. Es
war ja auch der einzige Weg. Ich will damit sagen,
daß Laura wirklich über den Gehsteig kam, daß sie
kam, daß sich alles wie vorgesehen abspielte. Außer.
Außer daß ich meinen Platz verließ und ihr ent-
gegenging, weil sie beide Hände voll hatte. Ich fragte mich, ob ich träumte.
Was ist das denn, fragte ich.
Laura war mit dem Staubsauger heruntergekom-
men. Sie hielt mit der einen Hand den Apparat am
Griff, in der anderen den Schlauch mit der Bürste am Ende, und ich stellte fest, daß sie die Schachteln mit den Düsen, die für den Teppich und die andere,
schmal und lang, für die Leisten, nicht mitgebracht
hatte. Der Schlauch schlug gegen ihre Beine.
Sie sehen doch, was das ist.
So war es nicht gemeint, Laura, sagte ich sanft. Ich hatte mich gestern ein wenig aufgeregt.
Wir nehmen ihn mit, sagte sie.
Hören Sie zu, Laura.
Ich möchte ihn gerne mitnehmen.
Ralph hat bestimmt einen, sagte ich noch sanfter,
und außerdem nehme ich Sie nicht dafür mit. Mit
dem Putzen ist jetzt Schluß.
Ich sagte mir, der Besen geht nicht, beharrte Laura. Ist nicht sehr praktisch fürs Auto. Während
der da.
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Sie hob den Schlauch auf Augenhöhe. Ein Typ ging
an uns vorbei, ihm voran sein Hund.
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