Mein zauberhafter Garten: Roman (German Edition) by Sarah Addison Allen

Mein zauberhafter Garten: Roman (German Edition) by Sarah Addison Allen

Autor:Sarah Addison Allen [Allen, Sarah Addison]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Page & Turner
veröffentlicht: 2015-01-23T05:00:00+00:00


Seit jenem Tag, an dem Sydney im Geist in das Haus in Seattle zurückgekehrt war zu den Fotos ihrer Mutter, umwehte sie immer wieder ohne Vorwarnung der Duft von Davids Rasierwasser. Wenn der Geruch besonders stark wurde, schalteten sich die Ventilatoren an der Decke des unteren Stockwerks selbsttätig ein. Und in der oberen Etage, wo es keine Ventilatoren gab, verharrte er zornesheiß. In solchen Nächten kroch Bay zu Sydney ins Bett, um mit ihr zu flüstern, darüber, wie glücklich sie waren, hier und frei zu sein. Dabei formten sie mit den Fingern Schattenbilder in dem purpurfarbenen Schimmer, der aus Tylers Garten herüberdrang.

Claire interessierte nach wie vor dafür, wo Sydney gewesen war und was sie in ihrer Abwesenheit gemacht hatte. Sydney spürte, dass es Zeit wurde, es ihr zu sagen, weil nun sogar Claire hin und wieder das Rasierwasser roch und laut überlegte, woher der Duft komme. Doch Sydney wusste, in welche Gefahr sie ihre Schwester durch ihre Rückkehr gebracht hatte.

Im Garten wurde der Geruch des Rasierwassers von dem nach Äpfeln, Salbei und Erde überdeckt. Sydney setzte sich zu Bay unter den Baum, wo sie sich über die Feiern zum vierten Juli unterhielten und darüber, dass sie sich irgendwann gemeinsam die Schule ansehen würden. Bay verbrachte jeden Tag ein paar Stunden im Gras unter dem Apfelbaum. Als Sydney sie fragte, warum, antwortete ihre Tochter, sie wolle etwas herausfinden. Sydney hakte nicht nach, weil die vergangenen Monate genug Stoff zum Nachdenken boten.

Nun ging Sydney zu Tyler hinüber, der gerade einen Rasenmäher aus seinem Schuppen holte.

»Na, Tyler, nimmst du den Kampf gegen das Gras wieder auf?«, rief sie ihm zu.

»Wenn ich’s nicht bald mähe, verlaufen sich die kleinen Hunde der Nachbarschaft in meiner Wiese. Schon jetzt sucht Mrs. Kranowski ihren Edward manchmal darin.«

»Ich komm mit einem Geschenk von Claire.« Sie hielt die Weinflasche hoch.

Tyler zögerte. »Weißt du, ich versteh deine Schwester nicht. Warum schenkt sie mir Sachen, wenn sie mich nicht leiden kann? Ist das hier in den Südstaaten so üblich?«

»Sie kann dich durchaus leiden. Deswegen soll ich dir die Flasche ja auch geben. Macht’s dir was aus, wenn ich mir ein Glas davon einschenke? Ich fühl mich ein bisschen wackelig.«

»Kein Problem. Komm.« Sie betraten die Küche durch den Hintereingang, wo Tyler zwei Gläser aus dem Schrank holte und füllte. Sydney nahm gierig einen Zug.

»Was ist denn los?«, erkundigte er sich.

»Ich bin vor einiger Zeit in Gedanken an einen gefährlichen Ort zurückgekehrt. Das macht mir immer noch Angst.«

»Willst du drüber reden?«

»Nein.«

Er nickte. »Auch gut. Was ist das?«, fragte er, während er das Glas an die Nase hob.

»Rosengeranienwein. Der soll gute Erinnerungen zurückbringen.«

Er prostete ihr zu. »Auf die angenehmen Erinnerungen.«

Doch bevor er einen Schluck nehmen konnte, platzte Sydney heraus: »Sie hofft, dass der Wein dich an eine andere erinnert und sie vergessen lässt. Genau wie die Kasserolle mit dem Löwenmäulchenöl und der Kuchen mit den blauen Blumen.«

Er senkte das Glas. »Ich versteh nicht ganz.«

»Die Pflanzen in unserem Garten sind etwas Besonderes. Vielleicht machen auch die Gerichte, die aus ihnen zubereitet werden, sie dazu. Sie haben eine Wirkung auf den, der sie isst.



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