Mein Tutor by Lindsay Gordon

Mein Tutor by Lindsay Gordon

Autor:Lindsay Gordon
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3
ISBN: 9783838720999
Herausgeber: Lübbe digital
veröffentlicht: 2012-09-06T22:00:00+00:00


Im Garten haben sie sich bereits versammelt, halten Champagner in der Hand, und ich werde immer munterer, als sich die vertrauten Gesichter über schwarzen Fliegen umdrehen, mich eintreffen sehen und sich ein Lächeln auf ihnen abzeichnet.

»Bella, du hast dich auch nach zwanzig Jahren kein bisschen verändert!«

Ich lache und fühle mich auf lächerliche Weise geschmeichelt. Dann sehe ich mich nach ihm um. »Das liegt an meinem Schönheitschirurgen.«

»Nicht im Ernst!«

»Doch!« Ich konzentriere mich darauf, nicht über ihre Schultern hinweg Ausschau zu halten. Sie waren meine besten Freunde. Auch wenn ich es ihnen natürlich nie erzählt habe. »Er kann großartig mit Botox umgehen. Und ihr glaubt doch nicht wirklich, dass mein Haar von Natur aus so rot ist, oder?«

Der Gong ruft uns zum Abendessen. Wo zum Henker ist er? Darum dreht sich das Ganze hier doch eigentlich. Für eine Nacht bin ich in diesem College, in diesen Klamotten, bei diesen Leuten, mit diesem Mann, ich fühle mich wieder zwanzig Jahre jünger.

»Wem machen wir denn etwas vor?« Seb ist an meine Seite getreten, wie jedes Jahr. So wie er es im ersten Jahr getan hat, als ich schwitzend und nervös hier aufgetaucht bin, ein Neuling, und meine Taschen hoch auf mein Zimmer getragen habe. Mein dürrer Bewunderer mit Brille, Versender von Valentinstagsbotschaften, Bereithalter von Taschentüchern, Öffner von Champagnerflaschen. Ich sehe ihn an und erröte vor Überraschung. Er hat sich verändert. Er ist größer und breiter geworden, und seine Augen wirken jetzt klarer und blauer, viel direkter, außerdem passt seine Brille jetzt perfekt zu ihm. Sein Anzug hängt lässig an ihm herunter wie an einem coolen Bryan Ferry. »Wir sind jetzt alle im mittleren Alter.«

»Mein Gott, Seb, siehst du gut aus! Sieh dich nur an! Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt! Diese coole Frisur!«

»Die trage ich schon seit einigen Jahren, Bella.« Er reibt sich über die grau werdenden Stoppeln auf seinem Kopf und grinst, immer noch jungenhaft, nun aber auch irgendwie sexy. Unglaublich sexy. »Es ist dir nur nie aufgefallen.«

»Lieber Seb«, sage ich und schließe die Augen, als er mich in den Arm nimmt und einige Augenblicke länger festhält, als es unter Freunden angemessen wäre, solange, wie es dauert, bis ich seinen Herzschlag fühlen kann. Und mehr will. Er küsst meine Wange, und sein Mund kommt dem meinen dabei ein wenig näher, als es die Freundschaft erfordert. »Hast du Baron gesehen?«

Er stößt mich weg. »Hast du es noch nicht gehört? Baron ist in Rente gegangen.«

»Er wohnt jetzt auf den Äußeren Hebriden, wie er es immer vorgehabt hat«, fällt Rebecca ihm ins Wort. »Wusstest du, dass ich schon immer ein wenig in ihn verknallt war?« Zusammen gehen sie langsam über den Hof auf die große Halle zu. Ich bleibe ein wenig zurück und sehe zu Barons leeren Fenstern hinauf.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.