Mein Lollimädchen-Ich - mein Leben mit der Magersucht by Arena

Mein Lollimädchen-Ich - mein Leben mit der Magersucht by Arena

Autor:Arena [Arena]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2014-04-27T22:00:00+00:00


Mein fünfter Geburtstag

Mit sechs Jahren

April 2004: Meine Konfirmation

27.08.2004: Mein 15. Geburtstag, sechs Monate vor dem Aufenthalt in Bad Bramstedt

27.08.2005: Mein 16. Geburtstag, kurz nach dem Aufenthalt in Bad Bramstedt

Sechs Monate nach dem Aufenthalt in Bad Bramstedt

Juli 2007 in Freyung

04.07.2009: Mein Abiball

6

»Das Schlimmste war die Zeit nach der Entscheidung, in die Klinik zu gehen, die Zeit, bis Christina dann endlich aufgenommen wurde, diese Monate endlosen Wartens. Christina wollte sich helfen lassen, bekam aber keinen Therapieplatz. Und dabei wurde sie immer dünner und dünner, schwächer und schwächer. Ich hatte Todesangst um meine Tochter. Es war zum Verzweifeln.«

Dagmar Helmis, Tinas Mutter

Meine Mutter schlägt vor, dass wir zunächst mal mit unserer Hausärztin über mein Problem sprechen. Und mein Vater unterstützt die Idee. Je schlechter es mir geht, desto enger rücken meine Eltern zusammen, habe ich das Gefühl.

Mama bekommt sofort einen Termin, als sie bei Frau Dr. Claus anruft. Unsere langjährige Familien-Hausärztin ist eine nette ältere Dame, die schon lange in ihrem Beruf arbeitet und dementsprechend erfahren ist.

Als ich im Sprechzimmer meine Schichten an Pullovern ausziehe, damit sie mich abhören kann, fange ich Dr. Claus entsetzten Blick auf, mit dem sie meinen Körper mustert: die dünnen Arme, die herausstechenden Schulterblätter, die Rippen, die sich deutlich abzeichnen. Ihr Entsetzen verletzt und befriedigt mich gleichermaßen. Es fühlt sich schlimm an, als lebendiges Schreckgespenst durch die Welt zu laufen, es ist aber eben auch schön, so anders zu sein. Halt suchend sehe ich zu meiner Mutter hinüber, die sich erschrocken von mir abwendet. Ich nehme es ihr nicht übel: Da ich es stets vermieden habe, dass sie mich nackt sieht, muss der Schock für sie besonders groß sein. »Wie die hungernden Menschen in Afrika«, wird sie sagen, sobald wir die Praxis verlassen. »Wie die hungernden Menschen in Afrika« . . .

Dr. Claus fängt sich relativ schnell, kontrolliert Blutdruck, Herzschlag und Atmung und stellt mich auf ihre Waage: 45 Kilo. Durch ihre schmalen Brillengläser schaut sie mich ernst an: »Tina, du hast Magersucht. Das ist eine schlimme Erkrankung, an der viele junge Mädchen sterben. Die meisten kommen wie du aus liebevollen Elternhäusern, sind sehr sensibel und intelligent.« Ich schlucke. Dabei wollte ich doch nur ein bisschen abnehmen! Ich will weder Model werden, noch habe ich irgendwelche Probleme, die groß genug sind, um mich so krank zu machen. Oder? Was habe ich falsch gemacht?

Die Ärztin scheint meine Gedanken zu spüren. »Es ist nichts, wofür du dich schämen musst«, erklärt sie mir, »aber Magersucht ist eine gefährliche psychische Erkrankung und wir müssen schnell reagieren. Du solltest in eine Klinik gehen, und zwar stationär, das heißt, du solltest auch eine Weile dort bleiben. Nur so kann dir geholfen werden. Ich kenne eine gute psychosomatische Klinik in Bad Bramstedt. Das ist nicht weit von hier und deine Eltern könnten dich regelmäßig besuchen.« Sie tauscht einen schnellen Blick mit meiner Mutter. »Dort wird man dir helfen, wieder gesund zu werden.« Ich nicke langsam. Auch wenn ich nicht an das glauben kann, was sie da gerade gesagt hat. Wie sollen die mich dort gesund machen?

Frau Dr.



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