Mein Liebster ist so fern by Alrun von Berneck

Mein Liebster ist so fern by Alrun von Berneck

Autor:Alrun von Berneck [Berneck, Alrun von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-07T00:00:00+00:00


Siebentes Kapitel

Eine kleine Karawane, ausgerüstet mit Meßinstrumenten und sonstigen Geräten, bahnte sich einen Weg durch den Urwald. Auf dem Gipfel des gefährlichen Vulkans sollte eine Beobachtungsstation eingerichtet werden. Zu diesem Zweck sollten Messungen im Krater vorgenommen werden.

Immer steiler ging es hinauf. Der Berg stellte große Forderungen an seine Bezwinger.

Langsam ging der Urwald in niedriges Knieholz über. Bald hörte auch das auf. Nur Asche und Lava bedeckte den Hang.

Drei Tage war die Karawane schon unterwegs. Immer wieder hoben sich die Blicke der Europäer zum Gipfel empor. Weiter kämpften sie sich, Schritt für Schritt. Der Morgenwind, der den schwefligen Kraterrauch niederdrückte, machte ihnen das letzte Stück besonders schwer. Aber dann war auch dieses geschafft. Erschöpft ließen sie sich auf dem nur wenige Meter breiten Gesteinsrand nieder.

Die Javanen gingen ein wenig abseits, um den Vulkangöttern ihre Opfer darzubringen. Dabei entdeckten sie etwas Seltsames. Auf der einen Seite des Hanges, weiter unten, wo hin und wieder noch ein Büschel Gras stand, schob sich ein Mensch aus einer Höhle.

Hier oben lebte ein Mensch?

Sie kniffen ihre Augen zu schmalen Spalten zusammen, damit ihnen ja keine Bewegung dieses Höhlenmenschen entging. Auch die Europäer waren aufmerksam geworden.

Sie nahmen ihre Ferngläser zu Hilfe und entdeckten, daß es ein Eingeborener war, der hier oben, umgeben von Schutt und Geröll, sein Leben fristete.

Nun hatte auch er die Menschen auf dem Kraterrand entdeckt. Ein Leuchten trat in seine Augen. Allah hatte seine Gebete erhört.

So schnell ihn seine Füße trugen, und der Steilhang es zuließ, der ihn von den Menschen auf der Höhe trennte, überwand er die fast senkrecht abfallende Böschung.

Vor den Europäern warf er sich auf die Knie und flehte:

„Helft meinem Herrn!“

„Wo ist dein Herr?“ Der Leiter der Expedition, der die Landessprache am besten beherrschte, nahm sich seiner an.

„Dort unten in der Höhle.“

„Was ist mit ihm?“

„Er ist krank! Ich habe ihn aus dem Urwald hier heraufgetragen. Eine andere Rettung gab es nicht. Meine Kräfte hätten nicht ausgereicht, ihn tagelang durch den Urwald zu tragen.

„Führe mich zu ihm!“

Jan van Hyth, der bekannte Forscher, hatte genug gehört. Er winkte zwei Träger zu sich heran und stieg mit ihnen zur Höhle hinab.

Wenn der Javane die Wahrheit gesprochen hatte, dann hatte er Übermenschliches geleistet.

„Hier war es warm und kein Tier in der Nähe“, unterbach der Bittsteller die Gedanken des Forschers. „Wenn mein Herr Hilfe erwarten durfte, konnte es nur hier geschehen.“

Der Eingang zur Höhle war mit Reisig verstellt. Jan van Hyth befahl, es hinweg zu räumen.

Auf einem Mooslager erblickte er eine Gestalt. Lange Bartstoppeln umstarrten ein bleiches Gesicht mit eingefallenen Schläfen und Augen.

„Mein Herr liegt ohne Bewußtsein“, flüsterte der Javane leise. „Schon lange!“

„Was ist mit ihm geschehen?“

„Ein Erdrutsch riß ihn mit in die Tiefe.“

Jan van Hyth fragte nicht mehr lange. Er sah, daß Eile nottat, wenn nicht jegliche Hilfe zu spät kommen sollte.

Geschickt befestigten die Eingeborenen eine Zeltplane an zwei langen Tragstangen. Vorsichtig wurde der Schwerkranke in Decken gehüllt, die Jan van Hyth aus dem Lager hatte holen lassen, in dem die kleine Karawane die nächsten Tage zubringen wollte.

Ohne zu bemerken, was mit ihm geschah, wurde der Verunglückte auf die Zeltbahn gelegt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.