Mein Leben als Affenarsch by Roehler Oskar

Mein Leben als Affenarsch by Roehler Oskar

Autor:Roehler, Oskar [Roehler, Oskar]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählungen
ISBN: 9783550080425
Herausgeber: Ullstein Verlag
veröffentlicht: 2015-03-06T00:00:00+00:00


Wochen später, Januar 82

Sie ist bei mir geblieben und hält zu mir. Die beiden Schlitze heilen und verwandeln sich in blutrote Male über dem Handgelenk. Sie schenkt mir ein dickes, schwarzes Lederarmband, das die Narben kaschiert. Es sieht schick aus, sagt sie.

Der bedürftige Zustand, in dem ich mich im Moment befinde, gefällt ihr. Dadurch, dass mir der rechte Arm weh tut und ich sie daher mit der rechten Hand nicht so gut streicheln kann, fallen meine Berührungen weniger routiniert aus, und der Sex erinnert sie ein wenig an die tastende, vorsichtige Phase am Anfang unserer Beziehung.

Sie hat aufgehört, nachts zu arbeiten. Ein Instinkt sagt ihr, dass nun der normale, bürgerliche Teil unseres Lebens begonnen hat, nach dem ganzen Wahnsinn vorher.

Sie hat die Führung übernommen, ich folge ihr brav und trotte hinter ihr her, den Ku’damm hinunter, wo sie nach einem kleinen Laden Ausschau hält, in dem wir im Sommer unsere Paninis verkaufen können.

Jeden Nachmittag hole ich sie von der Peepshow ab, ein in enge Jeans gezwängtes Mädchen mit resoluten Bewegungen und einem zuversichtlichen Ausdruck im Gesicht, wie gemacht für ein praktisches Leben. Sie nimmt mich, das dünne, papierne Männlein, an der Hand und führt es hinaus auf die Straßen, damit es nicht so allein ist und endlich Hoffnung schöpft.

Die spröden Versuche der linken Hand, ihr Lust zu verschaffen, genießt sie in einem krankhaft übertriebenen Maße. Sie stöhnt, sobald ich meine Hand zwischen ihre Beine führe, mit geschlossenen Augen. Oft bleibe ich dabei ohne jede Erregung. Ich hocke an der Bettkante in unbequemer Position, muss den Arm verrenken und befummele sie mechanisch zwischen ihren Beinen, während sie stöhnt.

Ich sehe die dünnen Beine vor mir liegen und das geheimnislose Loch mit meinem Finger darin, und hinter mir stöhnt es. Den Kopf, der nach hinten gekippt liegt, sehe ich nicht. Er ist hinter dem Kopfkissen verschwunden. Nur ihre angespannte Kehle und ihren starken Unterkiefer kann ich sehen.

Ich wichse sie geduldig, bis sie kommt. Das bin ich ihr schuldig.

Das Zimmer ist sauber und aufgeräumt, getrunken wird nicht mehr, geschlafen wird früh. Wenn sie am Morgen zur Arbeit aufbricht, kommen mir erste Zweifel, ob sich dieser friedliche Zustand auf Dauer halten lässt. Für mich wäre es eine Möglichkeit, so den Rest meines Lebens zu verbringen. Ich habe ohnehin die Nase voll von den andern und bin überhaupt nicht neugierig darauf, was das Leben ansonsten noch zu bieten hat.

Ich bin vierundzwanzig und habe eigentlich schon genug.

Aber wie ist es mit ihr? Sie ist sehr vital, hat Unternehmungsgeist und solch lästige Sachen. Ich muss ihre Energien kanalisieren, muss sie manipulieren und dafür sorgen, dass sie diese überschüssigen Energien mit ihren Paninis verplempert, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt, sondern abends müde ist und Lust hat, mit mir vor dem Fernseher herumzulungern.

Überall sehe ich hübsche Mädchen auf der Straße. Allen blicke ich nach, manchen folge ich bis zur U-Bahn. Ich verliebe mich in eine Blondine auf einem Werbeplakat, das überall hängt. Ich will alle ficken, nur Nina nicht, mit der ich gern durch die Fußgängerzonen gehe und Apfelkuchen esse.



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