Megapolis (German Edition) by Elbel Thomas

Autor:Elbel, Thomas [Elbel, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-20T22:00:00+00:00

Nimrod blickte missmutig zwischen Kharon und Seth hin und her. Die Mündung seiner Waffe, die immer noch auf Seths Stirn zielte, sank ein paar Millimeter. Trotzig reckte Seth das Kinn in die Höhe. Schließlich rastete der Sicherungshebel ein. Nimrod stopfte die Pistole in seine Manteltasche.

»Urlaub?«, sagte er böse. »Ich werde das mit der Personalabteilung abgleichen.«

»Tu, was du nicht lassen kannst«, entgegnete Kharon im Ton größtmöglicher Unbekümmertheit, während er den Zustand seiner Fingernägel kontrollierte.

»Na schön. Sirius, Orion!« Nimrod winkte zwei Männern, die offensichtlich noch hinter der Tür warteten. »Ihr werdet mir helfen, den Keller zu durchkämmen.«

»Das ist nicht nötig.«

Sofort bemerkte Seth, dass sein Einwand wohl etwas zu hektisch daherkam. Misstrauisch kniff Nimrod die Augen zusammen. Seth bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck.

»Warum?«, fragte Nimrod.

»Ich habe bereits alles durchsucht.«

»Alles? Auch den Teil dort hinten?« Nimrod wies über seine Schulter.

»Ja, jeden Winkel. Keine Menschenseele zu sehen.«

Seth war sich fast sicher, dass Nimrod die unterschwellige Nervosität in seiner Stimme einfach hören musste. Die Augen von Starbucks Liebling bohrten sich ungläubig in seine eigenen hinein. Er fühlte, wie der kalte Schweiß durch seine Haarwurzeln hindurch auf die Stirn sickerte. Wenigstens hatte er daran gedacht, mit einem unauffälligen Griff in seine Tasche Tessas PortCom abzuschalten, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Wieder eilte ihm Kharon zu Hilfe.

»Was willst du eigentlich? Seth ist ein Profi. Meinst du, er weiß nicht, wie man so einen lächerlichen Keller durchsucht?«

Nimrod schoss Kharon über seine Schulter einen misstrauischen Blick zu. Es war offensichtlich, dass der Keller alles andere als ›lächerlich‹ war. Bei dieser Weitläufigkeit hätte es ein Team von mindestens fünf Mann gebraucht, um ihn zuverlässig abzugrasen. Nimrod schien dasselbe zu denken.

Er wandte sich um und hob den Arm, augenscheinlich um Kharon beiseite zu drücken und die Suche in der Richtung aufzunehmen, in der sich Tessa befand. Ein lautes Pfeifen ertönte. Nimrod erstarrte in der Bewegung, fummelte mit geistesabwesendem Blick an seinem Tectoo herum und hob den Arm in Richtung Mund.

Ein Zwiegespräch entspann sich, dessen aus Nimrods knappen ›Jas‹, ›Neins‹ oder ›Was?‹ bestehende Hälfte für Seth wenig Sinn ergab. Er schaute zu Kharon hinüber, doch der zuckte nur mit den Schultern. Schließlich schaltete Nimrod sein Tectoo auf Standby und starrte Seth durchdringend an.

»Das waren unsere Männer aus der Sicherheitszentrale. Die drei Verdächtigen und eine weitere Person wurden an der Ostseite des Museums in der Rue Beaubourg von einer Sicherheitskamera aufgenommen«, sagte er.

Einen Moment herrschte Schweigen.

»Na dann, nichts wie los!«, warf Kharon jovial ein.

Nimrod rührte sich nicht.

»Sollte ich herausfinden, dass sie aus dem Keller dorthin gelangt sind, wird der Rat von dieser mehr als seltsamen Begebenheit erfahren«, sagte er.

Seine Augen blitzten angriffslustig. Seths Rücken straffte sich. Doch Nimrod leckte sich nur die Lippen, drehte sich langsam um und verließ den Keller. Hinter ihm knallte die Tür ins Schloss.

Seths Blick fiel auf seinen Partner, den Nimrod in dem Gang zurückgelassen hatte. Kharon hob die Schultern, als wollte er sagen: So ist er eben. Seth konnte den Impuls, der ihn die ganze Zeit über gequält hatte, nicht mehr unterdrücken. Er schob den überraschten Kharon zur Seite und lief in die Richtung, die Tessa genommen hatte.

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