Mead, Richelle by Schattenkind

Mead, Richelle by Schattenkind

Autor:Schattenkind
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


KAPITEL 15

Je weiter wir reisten, desto mehr lernten wir. Extreme Kälte und Hunger waren nicht die einzigen Probleme, vor die sich die Bewohner der Anderswelt gestellt sahen. Diese Welt wimmelte von allen möglichen Albtraumgeschöpfen, die den zivilisierten Königreichen in der Regel fernblieben. Ungeheuer, die an klimatische Kaltzonen angepasst waren, blieben normalerweise eher im Verborgenen, da die Monarchen es vorzogen, in ihren Reichen angenehme Lebensbedingungen zu schaffen.

Nun hatte sich das auf einen Schlag geändert. Monster, die in Eis und Schnee zu Hause waren, sahen sich dank Varia einer gewaltigen Vergrößerung ihres Lebensraums gegenüber. Sie kamen aus ihren Verstecken und suchten die frierenden Feinen heim. Da ein so großer Teil der Infrastruktur zusammengebrochen war, konnten die Monarchen ihrem Volk kaum helfen, die Bedrohungen abzuwehren. Dieser ›Sturm‹ war nur das erste von vielen Winterungeheuern, denen wir begegneten. Eisdämonen, Albinotrolle, noch mehr Schneemenschen … die Vielfalt erschien uns schier grenzenlos.

»Wieso sind in unseren Reichen noch keine solchen Monster gesichtet worden?«, fragte ich Dorian eines Tages. Es war Nachmittag, und wir ritten Seite an Seite. Ein paar Sekunden lang antwortete er nicht, und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wirkte er zwar noch nicht erledigt, aber doch müde. Wir waren jetzt eine Woche unterwegs, und das zehrte an uns allen.

»Aus verschiedenen Gründen, denke ich«, sagte er schließlich. »Zum einen ist es eine Frage der Logistik. Diese Wesen neigen dazu, in entlegenen Gebieten zu leben. Es braucht einfach seine Zeit, bis sie begreifen, dass die Plage ihnen die Tafel reich gedeckt hat, und dann müssen sie sich natürlich erst einmal ausbreiten. Vielleicht haben sie unsere Lande schlicht noch nicht erreicht.«

Das war eine entmutigende Antwort, deren Ernst von seiner nüchternen Miene noch unterstrichen wurde. »Und zum anderen?«

»Wir haben uns im Kriegszustand befunden, als sich diese Katastrophe ereignet hat. Unsere Heere waren gut aufgestellt; es gab regelmäßige Patrouillen. Dabei ist es größtenteils geblieben, obwohl unsere Streitkräfte durch die Plage einige schwere Schläge einstecken mussten. Aber andere Königreiche? Wie das Palmenland? Die haben ein idyllisches, friedliches Leben geführt. Ihre Heere waren auf ein Minimum reduziert; also fehlte es ihnen schon an Mannstärke, als die Plage über sie kam, und jetzt, wo die Monster aus ihren Verstecken kommen, haben sie ihnen kaum etwas entgegenzusetzen.«

»Und wir?«, fragte ich. »Werden unsere Streitkräfte in der Lage sein, unser Volk zu beschützen?«

Er sah mich für einen langen Moment an, und ich hatte den Eindruck, dass er überlegte, ob er die Wahrheit sagen oder mich beruhigen sollte. Er entschied sich für Ersteres. »Ich weiß es nicht. Wir sind besser gestellt als die meisten, und es ist ein Gesetz der Natur, dass Raubtiere leichte Beute bevorzugen. Ich wünsche keinem dieser Lande Böses, aber sie sind für Schneemonster wahrscheinlich attraktiver als wehrhafte Lande wie unsere.«

Seine Behauptung wurde durch die Tatsache bestätigt, dass etliche der Wesen versuchten, sich zurückzuziehen, wenn sie merkten, was wir ihnen entgegenzusetzen hatten. Unsererseits wäre es klug gewesen, sie flüchten zu lassen … aber ob es nun klug war oder nicht, wir verfolgten sie meist und brachten sie zur Strecke. Wir konnten uns das schlecht verkneifen, wo wir doch immer wieder an verwüsteten Dörfern vorbeikamen.



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