McJesus by Bill Fitzhugh

McJesus by Bill Fitzhugh

Autor:Bill Fitzhugh [Fitzhugh, Bill]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-11-17T23:00:00+00:00


Pater Michael blickt zum Himmel, aber nicht, um zu beten. Er wünscht sich, es wäre weniger heiß. Sein Vertrauen schwindet von Stunde zu Stunde. Das Geld und die so dringend benötigten Lebensmittel verschwinden bei den Rebellen. Er hat Briefe an seine Vorgesetzten geschrieben in der Hoffnung, dass etwas dagegen unternommen wird. Man antwortet ihm, dass jemand von der Kirche die Sache vor Ort untersuchen wird. Drei Monate vergehen, und es geschieht nichts.

Es ist ein Freitag. Pater Michael hat seit 48 Stunden nichts gegessen und nichts getrunken. Er ist schwach und desorientiert, während er einigen jüngst Konvertierten die Letzte Ölung spendet. Als er sich aufrichtet und den Rücken streckt, sieht er am Horizont Bewegung. Es ist ein kleiner Konvoi, der sich auf ihn zubewegt. Trotz der Entfernung kann Pater Michael erkennen, dass es weder ein Militär- noch ein Hilfskonvoi ist. Genaueres lässt sich wegen des Staubs erst aus größerer Nähe erkennen. Also wartet Pater Michael und hofft, dass Hilfe naht.

Die Fahrer hupen. Die Flüchtlinge räumen den Weg, einige stolpern, andere müssen gezogen werden. Pater Michael sieht verwirrt zu, wie sich die Flüchtlinge aufrappeln und den Wagen zuwinken, als handele es sich um eine Parade, was in gewisser Weise sogar richtig ist.

Das letzte Fahrzeug des Konvois ist das merkwürdigste, das Pater Michael je gesehen hat. Es ist ein Range Rover, dessen rückwärtiger Teil so umgebaut wurde, dass er wie eine überdimensionierte Telefonzelle aussieht oder auch wie ein großes Terrarium. Das Auto und der Rahmen des Plexiglascontainers sind in einem besonderen Elfenbeinton lackiert. In der Kabine, auf einem luxuriösen, mit cremefarbenem Leder gepolsterten Ohrensessel, sitzt Kardinal Cooper. Er trägt ein alabasterfarbenes, mit Seidenschnur besetztes Messgewand. Über seine Schultern drapiert ist ein kurzer, mit glitzernder Goldstickerei verzierter Umhang, und darüber hängt an einer eleganten silbernen Kette ein juwelenbesetztes Kruzifix. Zur Krönung des Ganzen trägt der Kardinal eine Mitra aus perlmuttweißem Brokat, für die die Höhe der Kabine gerade ausreicht. Eigentlich fehlt nur noch die Federboa, als er den hungernden Flüchtlingen wie eine Maiskönigin beim Erntefestumzug zuwinkt. Pater Michael denkt, er halluziniere.

Das Fahrzeug des Kardinals hält vor Pater Michael, der hustend im aufgewirbelten Staub durch das getönte Plexiglas blickt.

Neben dem Ledersessel sieht er auf einem kleinen Teakholzklapptisch eine Schale mit Pistazien, einen goldenen Becher und eine Dose koffeinfreie Diät-Cola. An der Wand steht eine Kühlbox mit weiteren Softdrinks. Als sich der Staub endlich legt, öffnet sich summend das Fenster, und der Kardinal streckt seine juwelengeschmückte Hand heraus, damit sie der bescheidene Priester küssen kann. Kardinal Cooper räuspert sich, als wolle er sagen: Beeil dich, Junge, du lässt die ganze kalte Luft raus.

Pater Michael starrt auf die prunkvolle Aufmachung und die kostbaren Juwelen des Kardinals. Dann schweift sein Blick über die bis zum Skelett abgemagerten Flüchtlinge, und plötzlich knallen seine Sicherungen durch. Er packt die Hand des Kardinals und zieht. »Au! Verdammt, was soll das?« Auf dem Weg durch das Fenster stößt sich der Kardinal den Kopf. Seine makellos weiße Mitra landet im Staub. Es folgt ein wildes Gerangel, bei dem Pater Michael dem Kardinal die Diamantringe von den Fingern ziehen will.



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