Maya und Domenico - 03 - Entscheidung mit Folgen by Susanne Wittpennig

Maya und Domenico - 03 - Entscheidung mit Folgen by Susanne Wittpennig

Autor:Susanne Wittpennig [Wittpennig, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
ISBN: 9783038486145
Herausgeber: Brunnen-Verlag
veröffentlicht: 2014-06-30T22:00:00+00:00


13. Gangsterbraut

Mama fiel natürlich aus allen Wolken, als ich mit geballten Fäusten und zitternder Wut vor der Haustür stand.

«Kind, was ist passiert?» Sie führte mich gleich in die Küche und kochte mir Tee. Ich machte keine Umschweife mehr, sondern schüttete ihr gleich mein ganzes Herz aus, wie verletzend und gewalttätig Domenico mich behandelt hatte.

«Kind!» Mama nahm meine Hände und massierte sie sanft, wie sie es oft zu tun pflegte, wenn ich wütend oder traurig war. «Es ist verständlich, dass du verletzt bist. Das wäre ich auch! Aber weißt du … es klingt vielleicht merkwürdig, aber irgendwie kann ich ihn trotz allem auch verstehen.»

«Verstehen?», brauste ich auf. «Er hat kein Recht, mich so anzubrüllen! Mich so zu behandeln! Mir so wehzutun! Nach allem, was ich für ihn getan habe!»

«Nein, natürlich hat er das nicht. Aber du musst verstehen, was für einen Schmerz er durchmacht. Er hat seinen Bruder verloren, und nun ist man seiner Meinung nach im Begriff, ihm auch noch die Schwester wegzunehmen. Das ist grausam. Das ist, als würden Paps und ich von dir weggenommen werden. Ich kann verstehen, dass er so rumtobt, weil er nicht weiß, wie er diesen Schmerz sonst loswerden soll. Und er weiß genau: Wenn er dir anvertraut, wohin er geht, bist du verpflichtet, es uns zu melden. Und bedenk auch mal, wie er sich neben dir vorkommen muss. Du kommst aus einem guten Haus, hast Eltern, die sich um dich kümmern, gehst zur Schule, und er hat überhaupt nichts von alldem. Wie muss er sich denn da fühlen?»

«Meinst du?» Langsam beruhigte ich mich ein wenig.

«Bestimmt. Er hat dich gern, das weißt du doch. Natürlich muss er unbedingt lernen, mit diesem Jähzorn umzugehen. Und es geht natürlich auch nicht, dass er jetzt einfach mit Bianca durchbrennt. Irgendeine Lösung müssen wir schon für die beiden finden. Nur, welche?»

Ja, welche? Und das war nicht alles, worüber ich mir den Kopf zerbrechen musste. Da war noch etwas, was mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Die Sache mit dem Blut nämlich, das er gehustet hatte. Ich überlegte mir, ob ich es Mama sagen sollte. Doch ich fürchtete mich davor, meine schrecklichste Vermutung von ihr bestätigt zu bekommen, nämlich dass Nicki eine schlimme Krankheit hatte. Und so lange er sich mit Bianca auf der Flucht befand, ließ es sich leichter mit einer vagen Vermutung leben als mit einer ausgesprochenen Tatsache.

Müde ging ich etwas später nach oben. Ich öffnete meine Schublade und zog die Schachtel heraus. Die Fotos von Nicki und Mingo lagen obenauf. Ich schaute sie lange an. Nein, ich würde Nickis Bild nicht zerreißen … das brachte ich einfach nicht fertig. Trotz allem. Aber mein Herz tat weh, meine Eingeweide taten weh, alles tat weh. Ich nahm Mingos Bild heraus und legte es in die Schublade meines Nachtschränkchens, direkt auf meine Bibel.

In dieser Nacht durchweichte ich mein Kopfkissen mal wieder mit Tränen und verstand einfach nicht, warum mich dieser Junge dauernd zum Heulen brachte. Es konnte mir doch echt egal sein, was er machte! Schließlich hatte ich Leon!

Aber das ging einfach nicht.



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