Mathilde und der Duft der Bücher by Anne Delaflotte

Mathilde und der Duft der Bücher by Anne Delaflotte

Autor:Anne Delaflotte [Delaflotte, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644305113
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2015-04-27T16:00:00+00:00


Ich ging wieder zu meinem tastaturamputierten Computer zurück. Eine Nachricht der Anthrakologin aus Bordeaux, sie wollte sich unserer Verabredung am nächsten Tag, dem Samstag, vergewissern und schlug mir vor, um elf Uhr dreißig zu kommen. Ich rief sie an, um zu bestätigen.

Allein die Stimme dieser Frau hatte etwas Entwaffnendes. Sie redete offen und angenehm höflich, und es entstand ein Gesprächsfluss ohne jegliche Zwänge. Sie schien sich für meine Eindrücke von Bordeaux zu interessieren, doch ich kannte die Stadt kaum. Ich erzählte ihr nun, dass ich Buchbinderin war und das Stückchen Holz, das ich analysieren lassen wollte, in einem Familienbuch gefunden hätte. Da die Unterhaltung damit noch nicht beendet war, erklärte ich ihr, dass ich nach unserem Treffen zu einer Ausgrabungsstätte in der Innenstadt von Bordeaux musste und hoffte, dort einen Archäologen anzutreffen, dem ich Skizzen und Aquarelle eines Bauwerks zeigen wollte, das ich nicht einordnen konnte. Sie kannte die Ausgrabungsstätte hinter der gotischen Kathedrale und auch deren Leiter. Sie würde mich begleiten und mich ihm vorstellen.

Als ich auflegte, war ich für eine Zeitlang mit der Welt versöhnt. Ich schnitt für das Tempelbuch zwei dünne Kartons, die den zu sehr nachgebenden Einband innen verstärken sollten, von der Größe der Buchdeckel zurecht, leimte sie zusammen und legte sie unter meine Stockpresse. Damit waren die Ausbesserungsarbeiten am Einband dieses schönen Buchs abgeschlossen. Jetzt musste ich nur noch Einband und Buchblock aufeinander abstimmen.

Endlich rief ich Abbé Maupin an. Der Gemeindepfarrer der Kirche Saint-Lazare war mir gar nicht böse. Nachdem er eine Stunde auf mich gewartet und auf meine Unpünktlichkeit geschimpft hatte, hatte er damit begonnen, in der Sakristei Ordnung in seine Unterlagen zu bringen, eine Arbeit, die er schon lange vor sich hergeschoben hatte und die nun, dank meiner Vergesslichkeit, erledigt war. Im Übrigen sei er auf etwas Interessantes gestoßen, das er mir zeigen wolle.

An die Tür hängte ich einen Zettel, auf dem stand, dass ich mich in der Kirche Saint-Lazare aufhielt. Ich war neugierig, diesen Abbé Maupin besser kennenzulernen. Er trug stets eine hellgraue Trevirahose und eine enge marineblaue Jacke, die ihm zu kurz war, und redete unbefangen und frei von der Leber weg. Dazu lugte er finster und direkt unter seinem Barett hervor, mehr konnte ich nicht über ihn sagen.



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