Maschinen der Kommunikation by Peter Klimczak & Christer Petersen & Samuel Schilling

Autor:Peter Klimczak & Christer Petersen & Samuel Schilling
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658278526
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden

Das heißt natürlich nicht, dass die Spielenden von der Wirklichkeit des Spiels versklavt würden und dieser nicht mehr entfliehen könnten. Ganz im Gegenteil erzeugen Spiele ihre Realitätsverdoppelung vor allem dadurch, dass die Inhalte und Begebenheiten der Spielprozesse nun aus mindestens zwei Perspektiven beobachtet werden können: einerseits aus der Innenperspektive der Rahmung Spiel und andererseits aus der (externen) Perspektive der gewöhnlichen Wirklichkeit, aus der heraus beispielsweise die Spielzüge des Gegenübers als bloßes Verschieben von Spielsteinen gesehen werden müssten und eben nicht als Attacke, Finte oder anderweitige ernst zu nehmende Aussage eines symmetrischen Spielteilnehmers.

In der Praxis des Spielens geht es also gleichzeitig um die Domestizierung von Kontingenz und um die Injektion von Kontingenz. Die Spielregeln geben unbedingt bindend vor, wie gespielt wird; gleichzeitig jedoch erzeugt genau diese Praxis eine Verdoppelung der Welt in Spiel und Nichtspiel. Diese Realitätsverdoppelung, von der Luhmann spricht, diese Unterscheidung von mindestens zwei sich gleichzeitig überlagernden Realitäten, führt den Soziologen Udo Thiedeke dazu, Spiel als eine „Entgrenzung von Normalitätserwartungen“ (2010, S. 18) zu beschreiben. Denn das, was im Spiel erwartet werden kann und muss, divergiert von dem, was in der „normalen Realität“ erwartet werden kann und muss – und umgekehrt:Dort, wo gespielt wird, verändert sich die Normalität und sei es nur für kurze Zeit. […] Soziologisch erscheinen Spiel-Räume somit als durch eigene Kommunikationen und eigene Erwartungen definierte Kommunikationsbereiche, die sich von anderen Kommunikationsbereichen abgrenzen lassen. (Thiedeke 2010, S. 18)

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