Mars Override by Richard Morgan

Mars Override by Richard Morgan

Autor:Richard Morgan [Morgan, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783641243951
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2019-06-10T22:00:00+00:00


28

Sein Name war Seb Luppi, und trotz seiner Sünden hielt er sich naiverweise immer noch für einen Journalisten. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn auf das Offenkundige hinzuweisen, dass Berichte über die Eskapaden von Ultratrippern für ein geiferndes Fandom oder darüber, wer wen in der Schickeria von Bradbury fickte, diese oder jene Berufsbezeichnung rechtfertigen mochten – vielleicht Mistkäfer oder Öffentlichkeitseinluller –, aber Journalist zählte ganz klar nicht dazu. Das wäre so, als bezeichnete man die Tänzerinnen, die in den Hinterzimmern des Vallez Girlz dreiminütige Handjobs anboten, als Nirwanaspenderinnen.

Aber ich ließ es auf sich beruhen – schließlich hatte ich keinen operativen Anreiz, Luppi zu verärgern. Wenn es Teil des Jobs ist, an Bord eines rasenden Behälters voller verschütteter Scheiße im Weltraum aufzuwachen, lernt man die Umgebung schnell einzuschätzen – und dann mit dem zu arbeiten, was man zur Hand hat. Das schließt auch die anwesenden Personen ein. Luppi hatte sich selbst mitten in diesen Schlamassel geworfen – was einen gewissen Mumm bewies, wenn man die Kopfnuss bedachte, die ich ihm am Bradbury Central verpasst hatte –, und ich hatte entschieden, dass er mir nützlich sein konnte. Es klang verlockend, den Deckel über seiner offensichtlichen Selbstverachtung aufzureißen, ihn in den Brunnen seiner persönlichen existenziellen Reue zu werfen und dann zu beobachten, wie er darin ertrank, aber das brachte mir am Ende keinerlei Nutzen ein.

Es wäre viel besser, diese Selbstverachtung als Druckmittel zu verwenden und ihn an die Arbeit zu schicken.

Ich führte ihn in die gefriergetrocknete Dunkelheit der Landezone des Bahnhofs, einige Minuten nachdem wir unter der Haube der Aufzüge aus den Tiefen der VV-Bahnsteige heraufgekommen waren. Es war ein absichtliches Prozedere – ’Ris hatte ihn als im Kampf verletzt und potenziell gefährlich gekennzeichnet, und ich dachte mir, dass der Vorteil, den ich in der offenen Luft des Hochlands hatte, sein möglicherweise vorhandenes Geschick wettmachen könnte. Ich checkte in meinem peripheren Sichtfeld, ob er mir immer noch folgte, suchte nach anderen Ansätzen, um meine Chancen zu verbessern.

Man hatte Lufttransporter geschickt, um einige der Neuankömmlinge abzuholen, und nun gingen sie in einer Traube aus grellen Lichtern und schreienden Turbinen nieder, wobei sie vom Zentrum des Feldes einen kleinen Staubsturm aufwirbelten. Wahrscheinlich war es eine lokale Firma, die Vertragsarbeitskräfte zurück aus dem Urlaub mitnahm, um sie vor den Versuchungen der Taxi-und-Kapselpuff-Betreiber zu retten, die die Routen in die Stadt bedienten. Ich machte einen weiten Bogen um das Licht und den Lärm, steuerte eine dunklere Ecke des Feldes an, die nun im Vergleich zur Transporterbeleuchtung noch finsterer geworden war. Meine Augen schalteten in den sanftblau schimmernden Haimodus. Luppi folgte mir in diskretem Abstand, bis ihm verspätet dämmerte, dass es auf dieser Seite gar keinen Ausgang gab, nur eine gewundene Barriere aus Drähten unter Strom – von einem Meter Höhe und drei Metern Breite.

Ich spürte, wie sich seine Schritte hinter mir verzögerten, und fuhr herum. Er war etwa zwanzig Meter entfernt, hielt langsam an, und seine Haltung zeigte weder Kampfbereitschaft, noch war irgendeine Waffe in Sicht. Ich rannte genau auf ihn zu, die Linke zur Faust geballt, um die Klinge aus Morphlegierung zu aktivieren.



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