Marmormaenner by Matthias Wittekindt

Marmormaenner by Matthias Wittekindt

Autor:Matthias Wittekindt [Wittekindt, Matthias]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-05T05:00:00+00:00


43

»Ich warte jetzt schon fünfzehn Minuten!«

Die Frau am Empfang bleibt ruhig. »Es tut mir leid, Monsieur Ohayon, aber Dr. Fraissin ist sicher gleich fertig.«

Die Zahnarztpraxis sieht anders aus, als Ohayon sie in Erinnerung hat, und Isabelle Ducasse hat ihm auch schon erklärt, warum.

»Nein, Monsieur Ohayon, wenn Sie seit fünf Jahren nicht mehr beim Zahnarzt waren, dann waren Sie nicht bei Patrick Fraissin, sondern bei Franck Fraissin. Seinem Vater.«

»Ah!«

»Der hat aber vor vier Jahren aufgehört, er ist schwer krank.«

»Das tut mir leid. Vielleicht können Sie mir ja auch helfen, dann brauchen wir Ihren Chef gar nicht. Es geht um eine Ihrer Patientinnen. Martine Morel. Ich muss wissen, ob sie am Freitagmorgen in der Praxis war.«

»Da muss ich nachsehen.«

Als Isabelle Ducasse gerade anfängt, in ihrem Kalender zu blättern, öffnet sich die Tür zum Behandlungsraum. Die Patientin verabschiedet sich flüchtig und verlässt mit schnellen Schritten die Praxis. Dann erscheint Dr. Fraissin. Er bietet Ohayon zur Begrüßung den Ellenbogen an, und der bildet sich ein, seine Zähne zu spüren, als er das Desinfektionsmittel riecht. Auch der Anblick der roten Spritzer auf dem Kittel beunruhigt ihn.

»Es geht um Madame Morel«, erklärt Isabelle Ducasse schnell.

Die Veränderung in Patrick Fraissins Gesicht wäre selbst einem Laien nicht entgangen.

»Ist alles in Ordnung?«, fragt Ohayon.

»Ja, natürlich. Was wollen Sie denn wissen?«

»Madame Morel ist Freitagmorgen zum Joggen gegangen. Seitdem ist sie verschwunden. Sie wollte an dem Tag möglicherweise zum Zahnarzt. Ich überprüfe einfach ihren Tagesablauf.«

Isabelle tippt mit dem Finger auf einen Eintrag: »Sie war wegen eines Implantats hier. Am Donnerstag um 16 Uhr. Hier steht es: Donnerstag. Nicht am Freitag. Sie hatte ihre Tochter dabei, die hatte sie gerade aus dem Krankenhaus abgeholt. Das Mädchen war sehr neugierig.«

Patrick Fraissin erinnert sich. »Ja, ich hatte ein paar Tage vorher ein Implantat bei Madame Morel vorbereitet. Das ist am Donnerstag nur kurz kontrolliert worden, da sie über Schmerzen klagte.«

»Danke, das war’s schon.«

Als Ohayon wieder auf der Straße steht, hat er kurz das Gefühl, eben etwas übersehen zu haben. Er geht seine Begegnung mit Patrick Fraissin noch mal in Gedanken durch und kommt zu dem Schluss, dass es vermutlich nur daran liegt, dass er Angst vor Zahnärzten hat. Viel wichtiger ist ihm im Moment der Gedanke, der ihm nach der Befragung von Danièle Roux kam. Ein Gedanke, der alles verändern würde.



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