Marina. by Carlos Ruiz Zafón

Marina. by Carlos Ruiz Zafón

Autor:Carlos Ruiz Zafón [Zafón, Carlos Ruiz]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104012841
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2011-03-18T00:00:00+00:00


»Einige Tage später, auf der Beerdigung meiner Kollegen, sah ich mich Sentís gegenüber«, fuhr Florián fort. »Er war unruhig und sah aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Seine Kleider waren schmutzig, und er stank nach Alkohol. Er gestand mir, er getraue sich nicht nach Hause zurück, streiche seit Tagen herum und schlafe in öffentlichen Lokalen. ›Mein Leben ist nichts mehr wert, Florián‹, sagte er. ›Ich bin ein toter Mann.‹ Ich bot ihm Polizeischutz an. Er lachte nur. Ich bot ihm sogar an, bei mir zu Hause Zuflucht zu suchen. Er lehnte ab. ›Ich will nicht Ihren Tod auf dem Gewissen haben, Florián‹, sagte er, ehe er sich in der Menge verlor. In den nächsten Monaten kamen sämtliche ehemaligen Vorstandsmitglieder der Velo-Granell zu Tode, theoretisch auf natürliche Weise. Herzversagen, lautete die ärztliche Diagnose in allen Fällen. Die Umstände waren ähnlich. Allein in ihrem Bett, immer um Mitternacht, sich immer über den Boden schleppend – vor einem Tod flüchtend, der keine Spuren hinterließ. Alle außer Benjamín Sentís. Mit ihm habe ich seit dreißig Jahren nie wieder gesprochen, bis vor einigen Wochen.«

»Vor seinem Tod …«, ergänzte ich.

Er nickte.

»Er rief auf dem Präsidium an und fragte nach mir. Er habe Informationen zu den Verbrechen in der Fabrik und zum Fall Velo-Granell. Ich rief ihn an und sprach mit ihm. Ich hatte den Eindruck, er deliriere, willigte aber ein, ihn aufzusuchen. Aus Mitleid. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag in einer Weinstube in der Calle Princesa. Er erschien nicht. Zwei Tage später rief mich ein alter Freund aus dem Präsidium an und sagte mir, man habe seine Leiche in einem stillgelegten Tunnel der Kanalisation von Ciutat Vella gefunden. Die künstlichen Hände, die Kolwenik für ihn geschaffen hatte, waren amputiert worden. Doch das stand in der Zeitung. Was die Zeitungen nicht brachten, war, dass die Polizei ein mit Blut geschriebenes Wort an der Tunnelwand fand: Teufel.«

»Teufel?«

»Ein deutsches Wort«, sagte Marina.

»Und auch der Name von Kolweniks Symbol«, enthüllte Florián.

»Dem schwarzen Schmetterling?«

Er nickte.

»Warum heißt er so?«, fragte Marina.

»Ich bin kein Entomologe. Ich weiß bloß, dass Kolwenik sie gesammelt hat.«



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