Malchatun by Tralow Johannes

Malchatun by Tralow Johannes

Autor:Tralow, Johannes [Tralow, Johannes]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-09T23:00:00+00:00


23

Monate waren vergangen. Nicht mehr mit dem Kapidschi sprach Dündar, sondern mit Alaeddin selbst.

»Vortrefflich«, dankte der Sultan, als Dündar geendet hatte.

Soweit er das zu sein vermochte, war der Alte recht zufrieden vor allem natürlich mit sich selbst. Auch brauchte er nun nicht mehr bei jedem Schritt über den Neffen zu stolpern, war seine Meinung. Osman lag nämlich immer noch vor Karadschahissar,

dessen Belagerung der Sultan mit ihm gemeinsam begonnen hatte. Als dann aber Eilboten die erwartete Landung byzantinischer Truppen gemeldet hatten, war es mit der Machtentfaltung vor der Burg der Mazaris vorbei gewesen. Alaeddin hatte, um sie dem Feinde entgegenzuwerfen, seine regulären und irregulären Streitkräfte sofort abgezogen. Sogar an hundert türkische Akindschi hatte Osman ihm für die Aufklärung überlassen müssen, und die waren Dündar unterstellt worden, der seinerseits ebenfalls einige Verstärkungen herangeführt hatte. Keine schlechte Anordnung war das gewesen. Der Alte hatte gezeigt, daß er immer noch die türkische Taktik beherrschte, einem Feinde sich unbemerkt nähern und ihn tagelang ungesehen begleiten zu können.

Alle großen Karawanenstraßen, die allein ein müheloses Vorrücken der beiderseitigen Streitkräfte ermöglicht hätten, überquerten den Tumanidsch und Ermeni. Indem Alaeddin deren Pässe nur ganz schwach besetzt hatte und unter südwestlicher Umgehung der beiden Gebirge in den weglosen Raum zwischen ihnen und dem Fluß Adranos gestoßen war, hatte er sich in eine große Gefahr begeben. Er war das Wagnis nur eingegangen, weil nach seiner Meinung aus der Wahl des Landungsplatzes auf die Absicht des Gegners geschlossen werden müsse, ohne Widerstand zu finden, durch eben diesen weglosen Raum direkt auf den Pursuk vorzustoßen. Für den schlimmen Fall eines Irrtums aber war Osman von Alaeddin die Rolle zugedacht, durch opfervolle Kämpfe, deren Ausgang kaum zweifelhaft sein konnte, den Feind so lange aufzuhalten und zu beunruhigen, bis die Hauptmacht zur Stelle sein würde.

Dieser schlimme Fall war jedoch nicht eingetreten, sondern alles so gekommen, wie der Sultan es berechnet hatte. Nicht ganz einen Tagesmarsch voraus am Abullonia Göl, dem See Apollons, befand sich - so lautete Dündars Bericht - das Lager der Byzantiner. Eine beglückende Botschaft! Und die ermutigte Dündar, der den eigenen Erfolg keineswegs zu unterschätzen geneigt war, den Kriegsherrn um ein Gespräch anzugehen.

Die Bitte wurde gewährt, und während der Alte zur Linken seines Fürsten ritt, achtete er wohl darauf, daß sein Pferd stets mindestens eines halben Kopfes Länge hinter dem der Hoheit blieb, wie er auch stumm verharrte, bis der junge Sultan ihm durch gnädige Ansprache den Mund entsiegelte.

Je weniger Alaeddin diesen höfischen Anstand bei dem alten Griesgram erwartet hatte, um so wohlgefälliger nahm er ihn wahr.

»Sie sind dessen gewiß, daß der Kern der Gegner Turkopolen sind?« begann er voll Huld.

»Turkopolen und tatarische Hilfstruppen, Hoheit.«

»Keine byzantinischen Palasttruppen, keine Garden?« vergewisserte sich Alaeddin, und da er bedachte, daß Dündar vielleicht nie etwas so Prächtiges wie byzantinische Garden zu Gesicht bekommen habe, fügte er noch hinzu: »Leute mit vergoldeten Panzern und Helmen, keine Doppeläxte?«

»Nichts dergleichen, mein Sultan.«

»Nun, wir werden mit ihnen fertig werden, was sie auch sein mögen«, meinte der Herrscher nach einigem Nachdenken. Bei Anwesenheit kaiserlicher Garden hätten, das wußte er, die zuständigen Hofwürdenträger den Befehl führen müssen, und das wäre ihm lieber gewesen.



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