Major Fuchs auf Reisen by Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem

Major Fuchs auf Reisen by Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem

Autor:Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem [Adlersfeld-Ballestrem, Eufemia von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-07T00:00:00+00:00


„Das Konversationslexikon von Meyer,“ erläuterte Herr Hagen.

„Aha — das Gestell ist wohl unter den schweren vierundzwanzig Bänden zusammengebrochen?“

„Das nicht,“ erwiderte Herr Hagen bescheiden, „aber sehen Sie, Herr Major — ich habe eine so schrecklich dünne und schmale Zudecke in meinem Bette und weil mich da immer von allen Seiten herein friert, beschwere ich sie mir unten und an den Seiten mit Büchern, die ich dann leider im Schlafe manchmal herunterstrample. Heut’ nacht hatte ich mich so hübsch mit dem Meyer beschwert und heute früh lagen die Bände alle am Boden. Ich bitte um Entschuldigung, wenn sie beim Herunterfallen etwas Geräusch gemacht haben.“

„Bitte, bitte — etwas Geräusch ist gut,“ sagte der Major wider Willen lachend. „Nur eine Frage: beschweren Sie Ihre Zudecke alle Nächte mit dem grossen Meyer?“

„Nein, meistens nehme ich meine Pandekten und das römische Recht,“ erklärte der Jüngling sanft. „Die Bände sind voluminöser!“

„Natürlich — sehr ingeniös!“ lobte der Major mit Galgenhumor. „Nein, was man doch nicht auf seine alten Tage alles lernen kann!“

Während sie noch frühstückten, erschienen die Gelderns und der Gutsbesitzer packte ein Stück Butter aus, von dem er Fuchsens reichlich vorlegte.

„Das heisst Butter, was?“ fragte er triumphierend. „Mein Produkt, Süssrahm-Zentrifugalbutter, prima. Preis bei Jahreslieferung sehr günstig. Ja, ja, so ’ne Butter, wie meine, gibt es überhaupt nicht!“

Nachdem das Frühstück beendet, machten Fuchsens Platz am Tisch, trotzdem ihnen versichert wurde, dass die nichtdeutschen Gäste der Pension stets auf ihren Zimmern frühstückten; worin der Genuss bei ungemachten Betten und unaufgeräumter Stube läge, wäre zwar schwer zu begreifen. Tatsache aber sei, dass Lisi den ganzen Vormittag Frühstücke zu servieren habe und darum meist nicht zum Aufräumen bei den andern käme. Das wäre für Fuchsens ein schlechter Trost gewesen, wenn sie nicht zwei Zimmer besessen hätten, und sich dieses Vorzuges freuend, stiegen sie nach oben. Es ist aber immer ein Fehler, sich einer Sache zu freuen, ehe man ihrer sicher ist und das sahen Fuchsens auch ein, denn auf der Treppe kam ihnen Fräulein v. Mardiff entgegen, die sich Frau Thussi um den Hals warf.

„Ich habe verschlafen,“ schluchzte sie. „Nie werde ich mir verzeihen, dass ich Sie durch meine Schuld habe allein frühstücken lassen. Tragen Sie es mir nicht nach, bitte, bitte! Aber jetzt will ich nur eilen, dass ich meinen Kaffee trinke und dann komme ich jleich zu Ihnen, jleich! Jedulden Sie sich nur zehn Minuten.“

„Hetzen Sie sich um Himmels willen nicht!“ bat der Major inständigst. „Nichts ist dem inneren Menschen schädlicher, als ein hastiges Frühstück.“

„Ach, für Sie riskiere ich jern alles!“ versicherte die Mardiff. „Auf baldiges Wiedersehen denn.“

Kaum aber hatten Fuchsens ihre (natürlich noch unaufgeräumten) Zimmer betreten, da flog der Major förmlich zum Kleiderschrank.

„Wenn du jetzt nicht zum Ausgehen fertig bist, bis ich drei zähle, Thussi,“ rief er erregt, „dann lass ich dich einfach sitzen und du kannst die alte Schachtel allein geniessen. Ich bin entschlossen, mir diesen Genuss zu versagen. Der Mensch muss nicht alles haben wollen!“

Damit hatte er auch schon den Überzieher an, ergriff Hut, Handschuhe und Regenschirm und war wie ein Wiesel zur Tür hinaus. Frau



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