Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet by Georges Simenon

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet by Georges Simenon

Autor:Georges Simenon [Simenon, Georges]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-10-19T09:22:58.031000+00:00


Emile Gallet hinterläßt kein Testament. Erbschaft besteht aus Haus Saint-Fargeau, geschätzt auf hunderttausend inklusive Mobiliar, sowie dreitausendfünfhundert auf Bankkonto. Aurore Gallet erhält aus Lebensversicherung, abgeschlossen durch Gatten 1925 bei Abeille, dreihunderttausend ausbezahlt. Henry Gallet seit Donnerstag wieder bei Sovrinos tätig.

Eléonore Boursang von Paris abwesend, Urlaub an der Loire.

»Donnerwetter!« brummte Maigret. Nachdenklich starrte er vor sich hin, dann wandte er sich an Moers.

»Sind Sie in Versicherungsfragen einigermaßen bewandert?«

»Das kommt darauf an«, meinte der junge Mann bescheiden. Die Gläser seines Kneifers standen so nahe beisammen, daß das Gesicht darunter fast eingefallen wirkte.

»1925 war Gallet über fünfundvierzig. Und leberkrank! Wie hoch schätzen Sie die Jahresprämie, die er für eine Lebensversicherung von dreihunderttausend bezahlen mußte?«

Moers bewegte lautlos die Lippen. Keine zwei Minuten später erklärte er:

»Auf etwa zwanzigtausend pro Jahr. Aber auch so muß es ihn allerhand gekostet haben, bis eine Versicherungsgesellschaft ein solches Risiko einging.«

Der Kommissar bedachte das Porträt, das auf dem schwarzen Kaminsims stand – so wie es auf dem Klavier in Saint-Fargeau gestanden hatte –, mit einem wütenden Blick.

»Zwanzigtausend! Dabei verbrauchte er im Monat knapp zweitausend, das heißt, etwa die Hälfte dessen, was er den Anhängern der Bourbonen mit Ach und Krach abknöpfte!«

Von dem Bild schweifte sein Blick zu der unförmigen, abgewetzten und an den Knien ausgebeulten schwarzen Hose auf dem Fußboden.

Er dachte an Madame Gallet in ihrem malvenfarbenen Seidenkleid, an ihren Schmuck, ihre schneidende Stimme.

Man konnte beinahe hören, was er dachte.

»So sehr hat er sie also geliebt!«

Kopfschüttelnd trat er ans Fenster und betrachtete wieder die Mauer, die Emile Gallet acht Tage zuvor in Hemdsärmeln, Weste und gestärkter Hemdbrust erklettert hatte.

Etwas wie Erschöpfung lag in seiner Stimme, als er nach einer Weile zu sprechen begann.

»Im Kamin liegt noch eine Menge Asche. Versuchen Sie, etwas mehr über diesen Jacob herauszufinden … Wer war doch gleich der Idiot, der sagte, er kenne nur den biblischen?«

Ein kleiner Junge mit einem Gesicht voller Sommersprossen tauchte, von einem Ohr zum andern grinsend, am Fenster auf. Von der Terrasse ertönte eine träge Männerstimme:

»Daß du mir die Herren nicht bei ihrer Arbeit störst, Emile!«

»Noch ein Emile«, knurrte Maigret. »Aber der ist wenigstens quicklebendig, wogegen der andere …«

Er brachte es fertig, aus dem Zimmer zu gehen, ohne das Foto noch einmal anzusehen.



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