Mahlstrom by Peter Watts
Autor:Peter Watts
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-10-02T11:31:29.203000+00:00
»Vielen Dank, dass Sie sich melden.« Eine Stimme vom Band, keine Grafik.
Desjardins schaltete seinen Stimmfilter ein. »Ich habe Ihre Botschaft erhalten. Was kann ich für Sie tun?«
»Wir haben ein gemeinsames Interesse an Biochemie«, sagte die Stimme freundlich. »Ich verfüge über Informationen, die für Sie nützlich sein könnten. Und das Gegenteil ist wahrscheinlich ebenfalls der Fall.«
»Und wer genau sind Sie?«
»Ich bin jemand, der wie Sie ein Interesse an Biochemie hat und über Informationen verfügt, die für Sie nützlich sein könnten.«
»Eigentlich«, stellte Desjardins fest, »bist du ein Sekretariatsprogramm. Und noch dazu ein ziemlich einfaches.«
Die Stimme widersprach ihm nicht.
»Also gut. Schick mir, was du zu bieten hast, und kennzeichne es auf dieselbe Weise wie deine Einladung. Ich rufe es mit dem nächsten Datenschwung ab und melde mich dann wieder bei dir.«
»Tut mir leid«, sagte das Programm. »Darauf kann ich mich leider nicht einlassen.«
Natürlich nicht. »Also gut, worauf würdest du dich dann einlassen?«
»Ich möchte mich mit Ihnen treffen.«
»Gut. Nenn mir einen Zeitpunkt, und ich öffne einen Kanal.«
»Von Angesicht zu Angesicht.«
»Nun, wie ich schon … du meinst, persönlich?«
»Ja.«
»Wozu?«
»Ich bin von Natur aus misstrauisch. Digitalen Bildern vertraue ich nicht. Ich kann innerhalb von achtundvierzig Stunden an Ihrem Aufenthaltsort sein.«
»Kennst du meinen Aufenthaltsort?«
»Nein.«
»Also, wenn ich nicht ebenfalls von Natur aus misstrauisch wäre, dann wäre ich es jetzt ganz bestimmt«, sagte Desjardins.
»Dann ist ein Interesse an Biochemie nicht das Einzige, was wir gemeinsam haben.«
Desjardins hasste es, wenn die Programme das taten – ein paar Zwischenbemerkungen und lahme Witzeleien einzuflechten, um menschlicher zu wirken. Allerdings hasste er es auch, wenn echte Menschen das taten.
»Wenn Sie einen Ort und einen Zeitpunkt auswählen, an dem wir uns treffen können«, sagte das Programm, »dann werde ich zu Ihnen kommen.«
»Woher willst du wissen, dass ich mich nicht in einer Quarantänezone befinde?« Und woher will ich wissen, dass du dich nicht in einer befindest? Worauf lasse ich mich hier an?
»Das wird kein Problem darstellen.«
»Was bist du wirklich? Ein von Rowan initiierter Loyalitätstest?«
»Ich verstehe nicht.«
»Weil das nämlich wirklich nicht nötig ist. Ein hohes Tier wie Rowan sollte das wissen.« In wessen Auftrag das Programm auch immer handelte, es musste mindestens einer der Firmenbosse sein, so wenig Gedanken, wie er sich um Reisebeschränkungen zu machen schien. Es sei denn, das Ganze war irgendeine sinnlose und raffinierte Täuschung.
»Ich will Sie keinem Loyalitätstest unterziehen«, antwortete das Programm. »Ich bitte Sie um ein Treffen.«
»Also gut. Pickerings Pile. Eine Drink'n'Drug-Bar in Sudbury, Ontario. Mittwoch, 19:30 Uhr.«
»Das passt mir sehr gut. Woran erkenne ich Sie?«
»Nicht so schnell. Ich glaube, ich würde lieber auf dich zugehen.«
»Das wäre ein Problem.«
»Das ist ein Problem. Wenn du glaubst, ich würde mich einfach so in die Fänge von jemandem begeben, der mir nicht einmal seinen Namen verraten will, brauchst du dringend eine Programmkorrektur.«
»Es tut mir leid, das zu hören. Aber es spielt keine Rolle. Wir können uns trotzdem treffen.«
»Nicht wenn wir einander nicht erkennen.«
»Dann sehen wir uns also am Mittwoch«, sagte das Programm. »Auf Wiedersehen.«
»Moment mal …«
Die Verbindung war unterbrochen.
Oh Mann. Jemand würde sich am Mittwoch mit ihm treffen. Jemand, der offenbar innerhalb von achtundvierzig Stunden an jeden beliebigen Ort unter der geosynchronen Umlaufbahn reisen konnte.
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