Magic Cottage by James Herbert
Autor:James Herbert
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 0100-12-31T23:00:00+00:00
Beschuldigt
Zuerst ihre Stimme und dann sie, Midge; sie stand im Flur, und die Tür hinter ihr war weit offen, und das Grün draußen verschwamm im Nieseln des Regens.
Sie starrte mich an, als sei ich ein Eindringling, ein Dieb in ihrem geliebten Haus, und ich fühlte mich genauso.
Die illustrierte Szene, die mehr in meinem Geist gewesen war als auf jenem Zeichenbrett, wurde mir wie in einem Strudel entrissen, dessen Quelle das Gemälde selbst war. Visionen von zupackenden Knochenfingern zerbröckelten, lösten sich teilweise auf und wurden größtenteils verschluckt und davongesaugt. Ich taumelte zurück, plötzlich freigegeben von den sich spiralförmig drehenden Bildern, wie die abgesprengte erste Stufe einer Rakete, und prallte mit der Schulter gegen den Fensterrahmen hinter mir. Der jähe Schmerz peitschte meine Sinne noch mehr auf, und jetzt klärte sich meine Sicht rasch. Da war Midges Gemälde, eine helle Landschaft bei Tag, im Wesen korrekt übereinstimmend mit dem Original, jedoch in der Darstellung idealisiert. Ein hübsches Landhaus in einer hübschen Umgebung. Aber ich hatte etwas Dunkles gesehen.
»Mike! Mike, was ist los?«
Ich drehte mich zu ihr um und lehnte noch immer schwach am Fensterrahmen. Ich war zu durcheinander, um etwas sagen zu können.
Midge kam zu mir, und ihre Haare und ihr Gesicht waren naß vom Regen, der Anorak, den sie trug, glänzte vor Nässe; sie kam zu mir, und ich brach fast in ihren Armen zusammen.
»Du siehst schrecklich aus«, sagte sie. »Du bist so blaß. Und deine Augen . . . oh, Gott, deine Augen!«
»Hilf mir. . . muß mich setzen.«
Ich verstand kaum meine eigenen Worte, so verzerrt waren sie, aber Midge wußte Bescheid; sie sah, daß ich kaum mehr in der Lage war zu stehen. Sie führte mich zum Sofa hinüber und stützte mich, als ich mich niederließ. Dankbar lehnte ich mich gegen die Kissen zurück.
Ich starrte zu ihrer Staffelei hinüber, aber aus diesem Blickwinkel waren Zeichenbrett und Bild nicht zu sehen. Midge streichelte meine Wange, ihre Hand war feucht und kalt. Dann verließ sie das Zimmer und kam gleich darauf mit einem kleinen Wasserglas zurück.
»Brandy«, sagte sie und hielt mir das Glas an die Lippen.
Ich nahm es ihr ab, kaum fähig, es richtig zu halten. Der Brandy schmeckte entsetzlich, aber der wärmende Schock tat gut.
»Oh, Midge, du kannst dir nicht vorstellen . . .«
»Deine Augen sind blutunterlaufen, Mike. Wie viel hast du gestern getrunken?«
»Das Bild . . .«
»Okay, vielleicht gefällt es dir nicht, aber glaubst du nicht, daß die Reaktion ein bißchen übertrieben ist?«
»Hör auf, Midge, das ist kein Spaß . . .« Ich nahm einen Schluck von dem Brandy.
Das Glas an meinem Mund zitterte, und sie hielt meine Hand fest. »Sag mir, was los ist«, bat sie mich ganz leise.
»Mein Gott, es ist dieser Ort, Midge. Irgend etwas geht hier vor, das wir nicht verstehen.«
»Komm schon, Mike, wie kannst du das sagen?« wies sie mich zurecht. »Dieser Ort ist vollkommen, und du weißt das.«
»Das Bild hat sich verändert . . . bewegt! Ich hab's mir angesehen, und es hat sich verdammt nochmal bewegt .. .«
Sie sah mich sehr verständnisvoll an — in etwa so, als wäre ich verrückt geworden.
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