Maddrax - Folge 340: Werdegang einer Daa'murin (German Edition) by Stern Michelle

Autor:Stern, Michelle [Stern, Michelle]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2013-01-29T00:00:00+00:00

Salisbury, Mai 2528

Daana erwachte im Halbdunkel des Panzers und drückte sich ängstlich an Ronn. Einen Augenblick versuchte sie zu begreifen, wo sie war. Zumindest war Ronn bei ihr, und die Käfer waren fort. Diese grässlichen Ungeheuer.

Sie spürte Tränen über ihr Gesicht laufen und wischte sie fort. „Ronn“, flüsterte sie. „Ronn, ich muss ma …“

Ronn regte sich im Schlaf, murmelte etwas Unverständliches und atmete gleichmäßig weiter. Daana wartete. Gegenüber sah sie die blonde Frau und den Mann in der ungewöhnlichen Kleidung gemeinsam in einer Koje liegen. Allein traute sie sich nicht hinaus. Aber einen von denen wecken? „Ronn!“, zischte sie.

„Pst“, erklang eine Stimme über ihr. Der ältere Mann mit der Glatze. Er sah nett aus. Daana mochte seine Augen. Darin lagen Güte und Weisheit. Der Mann kam nach unten und hockte sich vor ihr auf die Fersen. „Ganz leise, ja. Wenn du willst, bringe ich dich zur Bordtoilette.“

Daana spürte, wie ihre Wangen warm wurden. „Ich will aba lieba raus“, sagte sie. „Nicht innen Wandsarg. Da isses zu eng. Außerdem könnten Buggs von unten kommen. Ausm Dunkeln.“

„Okay.“ Er bot ihr die Hand. Daana zögerte, dann griff sie danach und ging mit ihm in den hinteren Teil des Gefährts, wo der Mann die Rampe öffnete. Draußen war es noch taghell. Trotzdem war Daana müde und wollte schnell zurück. Das Laufen war anstrengend. Ihr Körper fühlte sich wie im letzten Winter an, nach dem schlimmen Husten.

Sie erledigte ihr Geschäft ein Stück entfernt in den Büschen, während der Alte für sie Wache hielt. Die Käfer waren zwar nicht in direkter Nähe, aber Daana konnte sie sehen und das ließ sie zittern. Wer wusste schon, wann die Buggs wieder durchdrehten und sich erneut auf sie stürzten. Vielleicht hätte sie doch drinnen austreten sollen.

Endlich kam sie zum sicheren Panzer zurück.

Der Mann mit der Glatze, den Ronn Sir Leonard nannte, stand vor der Rampe und zog sich einen weiten Mantel an. Das Kleidungsstück war zu groß für seinen hageren Körper.

„Willst du weg?“, fragte Daana.

„Ja“, flüsterte er. „Aber sag es keinem, okay? Wenn du wieder drin bist, musst du auf den Schalter drücken, um den Eingang zu verschließen, hast du verstanden?“

„Ja, klar.“ Daana spürte, wie die Müdigkeit sich erneut über sie senkte. Sie wollte zurück in die Koje und schlafen. Mit schwerer Stimme fragte sie: „Wo gehst du denn hin?“

„Zu den Engeln“, flüsterte der Mann. „Ich muss ein Versprechen einhalten. Aber ich bin nicht traurig. Ich habe das Ende des Weges erreicht.“ Er sprach sehr leise. Daana war unsicher, ob er überhaupt noch zu ihr sprach. Manchmal vergaßen Erwachsene sie einfach, weil sie so klein war, und dieser schien gar nicht mehr zu wissen, dass sie noch da war. Er starrte gedankenverloren über die Wiese, hin zum Käfernest.

Daana ließ ihn stehen, ging in den sicheren Panzer zurück, schloss den Zugang und kuschelte sich an Ronn. Bald schlief sie wieder tief und fest.

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