Maddrax - 317 - Die letzten Stunden von Sodom by Ronald M. Hahn

Maddrax - 317 - Die letzten Stunden von Sodom by Ronald M. Hahn

Autor:Ronald M. Hahn [Hahn, Ronald M.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-12T16:00:00+00:00


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Enoch führte Matt und seine Gefährten durch schattige Gassen und über gewundene Wege zur östlichen Stadtmauer.

Von dort aus, sagte er, hatte man einen schönen Ausblick auf den »Asphaltsee«. Überhaupt erwies sich der Gardist als sehr gesprächig – was Xij, Matt und Grao zupasskam, denn sie wollten mehr über die hiesigen Verhältnisse erfahren.

Enoch war der festen Meinung, dass Sodom mit seinen fast fünftausend Einwohnern »die größte Stadt der Welt« sei. König Orlok, so berichtete er, war ein angenehmer Zeitgenosse, denn er überließ die Politik seinen Beratern und gab sich selbst ausschließlich dem Vergnügen hin: Fast jede Nacht feierte er mit Freunden, Verwandten und den schönsten Huren. Es gab keine sodomitische Staatsreligion: Jeder durfte jeden Gott anbeten. Wichtig war, dass man überhaupt einen Gott anbetete. Wer die Existenz von Göttern leugnete, wurde irgendwann von Kroak, dem echsenhaften Dämon aus der Unterwelt, dafür gerichtet. Die ihn verkörpernden Statuen hatten Matts Interesse schon am Tor erregt, denn ihre Ähnlichkeit mit Grao’sil’aana war frappierend. Dass sie Daa’muren darstellten, war indes unmöglich, denn die waren erst im Jahr 2012 mit dem Wandler auf die Erde gelangt und hatten ein halbes Jahrtausend später ihre gestaltwandlerischen Körper bezogen.

Xij übersetzte fleißig Enochs Worte und flocht hin und wieder Wissenswertes ein, das sie aus ihrer eigenen Vergangenheit wusste: zum Beispiel, dass der Asphaltsee später einmal »Totes Meer« heißen würde.

Hin und wieder wichen sie edlen Damen aus, die sich und ihre Sänften von Sklaven durch die Gassen tragen ließen. Hin und wieder sprengten Reiter auf weißen Rossen vorbei, die kaum Rücksicht auf das Volk nahmen. Niemand wagte es, sie auch nur zu verwünschen. Nur Grao, der von einem dieser Herren beinahe über den Haufen geritten worden wäre, tat einmal seinen Unmut kund und wurde prompt von Enoch zur Räson gerufen.

Fracht wurde in Sodom oft auf Kamelrücken transportiert. Dies war vermutlich auch der Grund für die Existenz der vielen tausend Kameldunghaufen, denen man allenthalten ausweichen musste.

Je näher sie der Stadtmauer kamen, umso unscheinbarer wurden die Gebäude und umso mehr Kinder und Viehzeug trieben sich in den Gassen herum. Die Auswirkungen auf die Hygiene waren unübersehbar: Wie nicht anders zu erwarten, verrichteten hier nicht nur Hühner, Schweine, Kühe, Ziegen und Hunde ihre Notdurft dort, wo sie gerade standen; auch die Menschen fanden nichts dabei, ans Fenster zu treten und den Inhalt ihres Nachttopfs ins Freie zu entleeren.

Schließlich umrundete Enoch die letzte Ecke, und sie fanden sie sich an der Stadtmauer wieder, an einem der hohen Türme, die sie überragten.

»Hier wohnt der Gelehrte.« Es ging in den Turm hinein, der rund wie eine Röhre war. Licht fiel durch schmale Fensterchen herein. An der Innenwand führte eine metallene Wendeltreppe nach oben zu einer Luke.

Minuten später standen sie in einem runden Raum voller Regale und Papyrusrollen. Sie hätten von hier aus vermutlich eine großartige Aussicht auf das Tote Meer gehabt, wären nicht inzwischen finstere Wolken aufgezogen: Über dem Gewässer wogten dichte graue Nebelschwaden.

Enoch stellte dem Gelehrten, ein kleiner dicker Mann mit einem schütteren Haarkranz und schlauen schwarzen Äuglein, seine Begleiter vor. Seinen Namen verstand keiner der



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