Madame Merckx trinkt keinen Wein by Lisa Graf-Riemann

Madame Merckx trinkt keinen Wein by Lisa Graf-Riemann

Autor:Lisa Graf-Riemann [Graf-Riemann, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863588175
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2015-06-18T16:00:00+00:00


Wer schenkt mir Rosen?

»Achtung, Mesdames! Wir müssen unsere Deckung verlassen. Taschenlampen ab jetzt nur noch bei Flankenschutz.«

»Flankenschutz? Was meinst du damit, Isa?«

»Jeweils eine von euch geht mit dem Rücken zur Dorfseite, die andere parallel zu ihr wie im Gleichschritt. Dazwischen die Taschenlampe, kapiert?«

»Wir bilden zwei Paare«, sprang Giselle ihr zur Seite. »Die Lampen halten wir nur zwischen uns, damit man sie vom anderen Hang aus nicht sieht.«

»Und auch von unten nicht, von meinem Haus aus.«

»Meinst du vielleicht, deine Pseudomieter haben nichts anderes zu tun, als hier heraufzuglotzen?«, fragte Arlette.

»Weiß man’s? Vielleicht hängen sie gerade bekifft auf der Terrasse ab und warten auf die ersten Sternschnuppen, damit sie sich etwas wünschen dürfen.«

»Ich weiß schon, was die sich wünschen«, sagte Giselle.

»Was denn? Noch mehr Marihuana in meinem Garten?«

»Dass sie für immer dort wohnen bleiben dürfen, ohne auch nur einen Centime Miete zu zahlen.« Giselle lachte höhnisch auf.

»Ziel Nummer eins haben sie jedenfalls schon erreicht«, schaltete Mado sich ein. »Du glaubst doch nicht, dass du die jemals wieder aus deinem Haus rausbringst, es sei denn, sie gehen freiwillig. Aber sonst: keine Chance!«

Insgeheim befürchtete Isa das auch schon. »Sie sollen wenigstens Miete bezahlen«, sagte sie, »diese …«

»Schmarotzer?«, schlug Giselle vor.

»Scheißschmarotzer«, sagte Isa.

»Mesdames, darf ich euch erinnern, warum wir hier sind?«, schaltete Mado sich ein. »Ich stehe unter Mordverdacht, falls ihr das vergessen haben solltet.«

»Genau, deswegen sind wir hier«, sagte Giselle.

»Na also. Und worauf warten wir dann noch? Wir pirschen uns jetzt an. Hier ist der Schlüssel für das Schloss.«

Sie traten aus dem Schutz der Bäume auf den Weg und arbeiteten sich paarweise voran, ihre Lichtquellen mit dem Körper abdeckend, bis sie die Blechtür zu Jeans Unterstand erreicht hatten. Auf der anderen Flussseite sah man die Lichter des Dorfes, von Isas Haus war nichts zu entdecken, nicht der kleinste Lichtschimmer. Das Gebäude wurde vollkommen von den Zedern und den hohen Pappeln auf ihrem Grundstück verdeckt.

»Hier ist gar kein Schloss mehr«, sagte Mado, als sie die Tür erreichten.

»Logisch. Die beiden Schlauberger haben es aufgestemmt, nachdem sie vergessen hatten, dich nach dem Schlüssel zu fragen«, sagte Giselle. »Und nachdem du sie mehr oder weniger unsanft hinausgeworfen hattest, haben sie sich nicht getraut, noch mal zurückzukommen.«

Im Lichtkegel von Mados Taschenlampe erschien das Klebeband mit dem Aufdruck »Police«, das sie nur aus den Krimis im Fernsehen kannten.

»Und nun?«, fragte Mado.

»Na, was schon? Runter damit«, sagte Giselle. »Ganz vorsichtig, mit dem Fingernagel, damit es hinterher noch klebt.«

»Meint ihr wirklich?«, fragte Arlette. »Das ist doch bestimmt illegal.«

»Hallo? Hast du schon wieder vergessen, dass ich unter Mordverdacht stehe? Einem Unschuldigen ist jedes Mittel recht, seine Unschuld zu beweisen.« Mado pfriemelte bereits die erste Ecke des Klebebands ab. »Dieser Commissaire Riquet taucht einfach so bei mir auf, und statt mir auch nur einmal, und sei es aus reiner Konvention, sein Beileid auszusprechen, behauptet er, ich hätte meinen Mann vergiftet. Mitten ins Gesicht hat er es mir gesagt.«

»Ich habe sofort gemerkt, dass er ein Problem mit Frauen hat«, behauptete Giselle. »Er ist einer von der enttäuschten Sorte, die entweder nie verheiratet war oder verlassen wurde und das immer noch nicht verdaut hat.



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