Macht’s gut, Ihr Trottel! by Christiane Hagn

Macht’s gut, Ihr Trottel! by Christiane Hagn

Autor:Christiane Hagn [Hagn, Christiane]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783959100168
Herausgeber: Eden Books
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


Sonnenaufgang kann jeder!

Die nächsten Tage schufteten wir wie die Weltmeister. Wir drehten die Musik auf, klebten Fensterscheiben ab und begannen, unser gemeinsames Zuhause, von vielen Küssen unterbrochen, zu streichen. Der Boden bekam ein rötliches Kastanienbraun, die Balken ein etwas dunkleres Kaffeebraun. Türen und Fensterrahmen bekamen einen Klarlack gegen Wind und Wetter und das ganze Haus wurde von innen und außen mit Anti-Insektenspray versehen, vor allem gegen Termiten und Ameisen.

David zeigte mir, wie man die Farben mit Lösungsmittel verdünnte, anrührte und anschließend strich, ohne dabei zu tropfen. Wie damals trug er auch jetzt so gut wie nie ein T-Shirt, daher fiel es mir besonders schwer, mich auf seine sehr präzisen handwerklichen Ausführungen zu konzentrieren. So tropfte ich weiter auf den Boden, während ich dabei zusah, wie sich die Tätowierung am Oberarm dehnte, wenn er einen Nagel in das Holz schlug. Zwischendurch schliefen wir miteinander auf dem ungestrichenen Teil des Bodens, töteten Insekten und aßen gebratene Nudeln mit bloßen Fingern.

Die Renovierungsarbeiten gingen sehr schleppend voran. Meist musste David nach ein bis zwei Stunden eine Pause einlegen, da sein Rücken zu sehr schmerzte. Meine wiederholten Versuche, ihn zu einem Arztbesuch zu überreden, schmetterte er ab. Das nächste einigermaßen vernünftige Krankenhaus wäre in Banda Aceh. Und ein Aufenthalt dort käme immer noch einer Nahtoderfahrung gleich. David blieb stur, ich gab nach und so hämmerte und sägte er unter Schmerzen weiter.

Als ich in der siebten Nacht aufwachte und ihn tränenüberströmt neben mir im Bett vorfand, brach mir fast das Herz.

»Morgen fahren wir nach Banda Aceh ins Krankenhaus. Und darüber wird nicht diskutiert!«, sagte ich schroffer als gewollt. Zu meiner Verwunderung sagte er nur »Okay« und »Ich liebe dich, mein Engel«. Als wir am Krankenhaus ankamen, verstand ich, warum sich David so lange geweigert hatte, hierherzukommen. An der Krankenhaustür mussten wir unsere Schuhe ausziehen. Das war zwar irritierend, versuchte ich mir aber damit zu erklären, dass die Indonesier barfüßige Patienten wohl für hygienischer hielten. Die Kakerlaken, die uns anschließend über den Weg liefen und niemanden außer mir zu stören schienen, machten diese Theorie jedoch rasch wieder zunichte.

David wurde sofort und trotz Widerwillen in einen Rollstuhl verfrachtet und zum Röntgen gefahren. Dort angekommen, bat mich die verschleierte Krankenschwester, mit ihr zusammen den Raum zu verlassen. Ihre Religion verbat es ihr, diesen jungen Mann oben ohne zu sehen. Ich verließ kopfschüttelnd den Raum und fragte bei der Ärztin nach, ob es nicht besser wäre, in Davids Fall ein MRT machen zu lassen. Ich war zwar kein Arzt, hatte mich aber vorher auf Google schlaugemacht und da stand: Bei Rückenschmerzen: ein Röntgenbild ersetzt kein MRT!

Die Ärztin erklärte David, dass das Krankenhaus leider über kein MRT-Gerät verfüge. Falls er das haben möchte, müsste er nach Medan fliegen. Na bravo. Die Untersuchungen verliefen dementsprechend erfolglos. Man verschrieb David mir nichts, dir nichts eine Jumbo-Packung Morphium ohne Beipackzettel und riet ihm, sich die nächsten Tage, besser Wochen körperlich zu schonen. Also verbrachten wir ein paar Tage in Banda Aceh, um David nicht den vielen Treppen in unserem Inselresort auszusetzen. Vollgepumpt mit Schmerztabletten, war er schon bald der festen Überzeugung, auf dem Weg der Besserung zu sein.



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