MORDMETHODEN by Mark Benecke

MORDMETHODEN by Mark Benecke

Autor:Mark Benecke
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Luebbe digital
veröffentlicht: 2011-11-09T23:00:00+00:00


Viele Spuren und ein Kassiber

Obwohl der Pastor also ein anderer Mensch war, als es sich seine Schäfchen gewünscht hätten, und obwohl er gelogen hatte, als es um die Telefonzelle ging, konnten seine kleinen Aussage- und Verhaltensungereimtheiten noch keine Indizienkette bilden, die eine Anklage wegen Tötung seiner Frau sicher gestützt hätte.

Da es aber keinen anderen Verdächtigen gab und da Klaus Geyer für Polizei und Haftrichter insgesamt keine genügend glaubwürdige Person darstellte, blieb er im Visier der Ermittler – und in Untersuchungshaft.

Bei den Vernehmungen und vor Gericht verstrickte sich der Beschuldigte nun ungewollt weiter. Ein Zeuge behauptete beispielsweise, er habe Frau Geyer schon etwa zwei Wochen vor ihrem Verschwinden in der Nähe des Pastoren-Kamps spazieren gehen sehen. Davon wusste Geyer nichts. Er vermutete aber, dass seine Gattin vielleicht mit einem Kollegen dort entlanggeschlendert sei. Es sei jedoch sicher, dass er nicht der besagte Begleiter gewesen sein könne, denn er habe sich »seit Jahren« nicht in der Gegend aufgehalten.

Diese Aussage, so harmlos sie allen Beteiligten auf den ersten Blick erschien, brachte dem Pastor aber den Vorwurf einer weiteren, noch größeren Lüge ein. Denn an einem gelben Gummistiefel des Angeklagten, den die Kriminaltechniker gründlich untersucht hatten, war nicht nur Erde gefunden worden, die aus eben jener Gegend stammte, sondern die Erde war auch frisch. Außerdem enthielt sie eine Ameise, die in einem Bau am Leichenfundort gelebt haben musste (siehe »Karnevalsglitter und andere Spuren«, S. 183ff.).

Warum, so fragten sich die Kriminalisten erneut, sollte der Pastor die Unwahrheit sagen, es sei denn, er hätte etwas zu verbergen? Der Beschuldigte blieb hart: »Das sind nicht meine Stiefel!« Wenn überhaupt, dann hätte ein Fremder oder vielleicht seine Frau die Schuhe getragen; er selbst habe sie nur einmal benutzt, aber nur im eigenen Schlosspark. Warum die Geyers offenbar fremde Stiefel aufbewahrten und warum Frau Geyer oder die Kinder Schuhe benutzt haben sollen, die ihnen sechs bis sieben Nummern zu groß waren, blieb rätselhaft.



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