Lyamar - Vergessene Welt - Band 1: Malins Erben (German Edition) by Ina Linger

Lyamar - Vergessene Welt - Band 1: Malins Erben (German Edition) by Ina Linger

Autor:Ina Linger [Linger, Ina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-06-22T22:00:00+00:00


In der Hütte, in die sie eingesperrt wurden, gab es kein Licht außer dem, das durch ein Loch im Dach zu ihnen hineinfiel. Der Mond schien jedoch hell genug, um die löcherigen, stinkenden Decken zu finden, die man ihnen für die Nacht hingelegt hatte. Benjamin fühlte nicht das geringste Bedürfnis, sich in einen dieser Lappen einzuwickeln und so legte er sie nur unter sich aus, damit ihm der feine Sand des Strandes nicht in die Kleider rieselte, denn einen Holzboden besaß die Hütte nicht.

Die Müdigkeit kam nun mit aller Macht. Trotzdem setzte sich Benjamin erst einmal nur auf sein Nachtlager und sah den anderen dabei zu, wie sie sich um das Wasserfass sammelten, das die Sklavenhändler ihnen gebracht hatten, um ihren Durst zu stillen. Augenblicklich besaß er nicht die Kraft, sich anzustellen, und hoffte, dass noch etwas übrig blieb, wenn er wieder stark genug war, um aufzustehen. Seine Augen wanderten über die Holzwand nur einen halben Meter von ihm entfernt und blieben an einem größeren Loch auf Bodenhöhe hängen. Er runzelte die Stirn. Hatte jemand, der zuvor hier eingesperrt gewesen war, versucht auszubrechen? Dafür sprachen auch die verbogenen Bretter um das Loch herum. Ein paar davon schienen bereits lose zu sein. Wenn man gemeinschaftlich daran zog, konnte man das Loch so groß machen, dass zumindest die kleineren und zarteren unter ihnen rauskamen. War das etwa ein Fluchtweg, der sich dort ganz unvermittelt auftat?

„Hier!“, vernahm er eine Stimme in seiner Nähe und zuckte zusammen, bevor er hinauf in ein ihm weniger vertrautes, hageres Gesicht sah. Der dunkelhäutige, schon etwas ältere Mann hielt ihm einen gut gefüllten Holzbecher hin. „Soll ich dir von Arid bringen.“

Benjamin blinzelte perplex, nahm den Becher aber an sich und leerte ihn mit wenigen Zügen. Seine Entdeckung allen zu offenbaren, wagte er noch nicht. Er musste das erst genauer überprüfen.

„Brauchst du noch was?“, fragte der Ältere.

Benjamin ging kurz in sich und nickte dann, doch der Mann ging nicht sofort, sah nur nachdenklich zu Arid hinüber, der Gwenda dabei half, das kostbare Nass gerecht unter allen Gefangenen zu verteilen.

„Vertraust du ihm?“, überraschte sein ungewollter Gesprächspartner ihn mit einer Frage ganz anderer Art.

Benjamin nickte zögernd und sah, wie sich die Mundwinkel des Mannes abschätzend nach unten bewegten.

„Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig“, nuschelte er. „Tomaz dort drüben“, er wies auf den Mann, der Arids Geschichte nicht geglaubt hatte, „hat mir erzählt, dass er die Wachen ein paar nicht sehr schöne Dinge über unseren Freund hat sagen hören.“

„Und was war es genau?“, fragte Benjamin stirnrunzelnd nach.

„Zum Beispiel, dass er gar nicht erpresst wurde, sondern von ganz allein auf die Sklavenhändler zugegangen sei, um den Mann in der Kiste an sie zu verpfeifen. Sie haben vermutet, dass er sich damit an dem Kerl für irgendwas rächen wollte.“

Benjamins Gedärme verknoteten sich und er versuchte, nicht allzu auffällig zu Arid hinüberzusehen. Der hatte jedoch längst Notiz von ihrem Gespräch genommen und starrte mit ernster, beinahe besorgter Miene zurück.

Benjamin rang sich schnell ein Lächeln ab und winkte ihm kurz, doch obwohl Arid sein Lächeln erwiderte, war ihm anzusehen, dass er sich nicht täuschen ließ.



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